Handchirurgie Scan 2012; 01(01): 30
DOI: 10.1055/s-0032-1325707
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Mittelhandfrakturen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Retrograde Kirschnerdraht-Osteosynthese von Metakarpalfrakturen

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Publication Date:
08 November 2012 (online)

Mittelhandfrakturen gehören zu den häufigsten Handverletzungen und machen ca. ein Drittel aller die Hand betreffenden Frakturen aus. Meist können sie konservativ behandelt werden, dislozierte und instabile Brüche allerdings benötigen eine chirurgische Versorgung. Dafür stehen mehrere Methoden zur Verfügung, die südkoreanische Arbeitsgruppe um Seung Rhee berichtet über einen neuen Weg der Kirschnerdraht-Fixierung.

Die retrograde intramedulläre Fixierung mit mehreren Kirschnerdrähten kann Mittelhandfrakturen sicher und zuverlässig behandeln. So das Ergebnis der Wissenschaftler, die dafür zwischen Mai 2002 und Juni 2007 105 konsekutive Patienten mit insgesamt 121 Frakturen von Kopf oder Schaft eines Mittelhandknochens in ihre prospektive multizentrische Studie aufgenommen hatten. Bei allen lag eine deutliche Dislokation vor, d. h. palmare Achsabweichungen > 30° bei Ringfinger und kleinem Finger sowie > 15° an Mittel- und Zeigefinger, Verkürzungen der Fragmente um mehr als 5 mm und/oder Rotationsfehlstellungen. Ausgeschlossen wurden sehr lange Spiralfrakturen, intraartikuläre Frakturen und Trümmerfrakturen.

Alle Patienten wurden unter Allgemein- oder Plexusanästhesie operiert. Dabei erfolgte unter Durchleuchtungskontrolle zunächst die Reposition der Fraktur mithilfe des Jahss-Manövers. Anschließend wurde unter Beibehaltung der Reposition retrograd zunächst ein Kirschnerdraht durch das Metakarpale-Köpfchen hindurch eingebracht und so nach proximal über die Fraktur vorangetrieben, dass er am Karpometakarpalgelenk austrat, ohne dass der Karpalknochen tangiert wurde. Anzahl und Dicke der Kirschnerdrähte sollten sich nach der Dicke des intramedullären Raums richten, um eine maximale Stabilität zu erreichen. Postoperativ wurde für 3 Wochen eine dorsale Unterarmgipsschiene in Funktionsstellung angelegt und die Patienten waren angehalten, ab dem 1. oder 2. postoperativen Tag mit Bewegungsübungen zu beginnen. Nach 3 Wochen wurde die Schiene entfernt und der volle Bewegungsumfang zugelassen. Endpunkte der Studie waren das klinische Ergebnis (Bewegungsumfang) im Vergleich zur gesunden Hand und die globale Funktion, gemessen mittels DASH-Score (Disabilities of the Arm, Shoulder and Hand).

Nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 10 Monaten zeigten sich keine signifikanten Unterschiede bei der Beweglichkeit im verletzen Metakarpophalangealgelenk im Vergleich zur nicht verletzen Seite. Rotationsabweichungen waren nicht nachweisbar. Der DASH-Punktwert wurde von den Autoren mit 8,5 im Mittel angegeben. Bei 3 Patienten fanden sich Werte von über 20, bei 2 Patienten lagen zusätzlich Verletzungen von Humerus und Radius vor. Sowohl die Achsabweichung als auch die Verkürzung hatten im Vergleich zum präoperativen Befund signifikant abgenommen. Die mittlere Zeitdauer bis zur radiologisch nachweisbaren Frakturüberbrückung betrug 5,6 Wochen. Fälle einer Non-Union wurden nicht gesehen.