Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2012; 19(04): 166-167
DOI: 10.1055/s-0032-1325258
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Worauf müssen sich Hafengesundheitsbehörden vorbereiten? – 30 000 Kontaktpersonen auf einen Schlag

Rezensent(en):
Clara Schlaich
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
28. August 2012 (online)

In der aktuellen Ausgabe des Journal of Travel Medicine sind gleich 3 Publikationen zu Krankheitsausbrüchen an Bord von Schiffen veröffentlicht, bei deren Bewältigung die Hafengesundheitsbehörden eine zentrale Rolle einnahmen. Sie verdeutlichen die Bandbreite der möglichen Ereignisse und die Komplexität der Entscheidungen.

Die Ergebnisse von Cramer et al sind nicht nur für Kreuzfahrtschiffe bedeutsam, sondern auch für Frachtschiffe mit ihren ‚auf Kante’ kalkulierten Besatzungszahlen und einer oft nur teilweise immunen Besatzung aus Asien. Ein Krankheitsausbruch mit 2–9 Betroffenen kann den Schiffsbetrieb bei einer Gesamtbesatzung von 18–30 Personen empfindlich stören. Eine Reihe von Veröffentlichungen in den letzten Jahren wiesen auf die Bedeutung der Windpockenerkrankungen bei Besatzungsmitgliedern im Schiffsverkehr hin. Es ist ohne Zweifel an der Zeit, dass Hafengesundheitsämter, Betriebs- und Hafenärzte personell, fachlich und sachlich in die Lage versetzt werden, den nicht immunen Personen an Bord betroffener Schiffe eine postexpositionelle Impfung anzubieten und konkrete Hinweise zur Isolierung und Behandlung zu geben. Das oft praktizierte Abmustern von an Windpocken erkrankten Seeleuten und die Einweisung in Kliniken beziehungsweise Repatriierung ist bis auf wenige Ausnahmen nicht indiziert und aus infektionshygienischen Erwägungen zu vermeiden.