intensiv 2012; 20(05): 276-279
DOI: 10.1055/s-0032-1325152
DGF
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mitteilungen für die Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste e.V.

Reinhard Schmitt
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Publication Date:
27 August 2012 (online)

Editorial

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Reinhard Schmitt

ver.di ist dagegen!

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di ist gegen die Bildung von Pflegekammern in Deutschland und gegen die EU-Anerkennungsrichtlinien für Pflegeberufe.

ver.di stellt fest: „Gute Pflege wird vor allem durch die Qualität der Arbeit bestimmt. Bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte sind die Grundvoraussetzungen für gute Qualität. Eine Pflegekammer hat aber auf diese Rahmenbedingungen keinen Einfluss.“ (Quelle: https://gesundheit-soziales.verdi.de/beruf/pflege/publikationen/pflegekammern)

Ja, gute Bezahlung sollte der Lohn für gute Arbeit sein. Hohe Löhne erzeugen aber nicht zwangsläufig gute Arbeitsqualität, dafür gibt es genügend aktuelle Beispiele. Kernaufgabe einer Gewerkschaft ist es, für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Kernaufgabe einer Kammer ist die Regulierung des jeweiligen Berufs. Sie setzt sich für die beruflich/fachliche Weiterentwicklung und die gesellschaftliche/politische Anerkennung des jeweiligen Berufs ein. Sie legt Ziele und Inhalte der beruflichen Qualifizierung fest und überwacht die Einhaltung der Ausbildungsqualität. Gewerkschaft und Pflegekammer schließen sich hier nicht gegenseitig aus, ganz im Gegenteil: Beide ergänzen sich und könnten gemeinsam die Versorgungsqualität und die Qualität der Arbeitsbedingungen nachhaltig verbessern. Und wenn sie es wirklich gemeinsam täten, in enger Kooperation, würden sie bessere Ergebnisse erzielen, als es einer allein je hinbekommen könnte.

ver.di plädiert „… für die Beibehaltung der Anforderung einer mindestens zehnjährigen allgemeinen Schulausbildung und lehnt die Erhöhung auf zwölf Jahre entschieden ab.“

(Quelle: https://gesundheit-soziales.verdi.de/beruf/pflege/eu-richtlinie#stellungnahme)

ver.di findet es wichtiger, mit Hinblick auf den drohenden Fachkräftemangel, den Zugang zur Ausbildung zu erleichtern. Aber nicht nur der Fachkräftemangel wird zum Problem. Gerade in der Intensivpflege steigen die Anforderungen und für eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung werden zunehmend komplexe Ausbildungsformen wichtig. Soll die Versorgungsqualität in Funktionsbereichen auch weiterhin auf hohem Niveau liegen, müssen Pflegende auf hohem Niveau ausgebildet sein. Je besser Pflegende qualifiziert sind, umso weniger Komplikationen treten bei Patienten auf. Gute Qualifizierung rettet Leben!

Das Berufsbild „Pflege“ befindet sich schon seit einigen Jahren im Wandel. Aufgrund veränderter fachlicher, gesellschaftlicher und organisatorischer Anforderungen wird eine Professionalisierung der Pflege nicht aufzuhalten sein. Es wäre schön, wenn ver.di diesen Prozess gemeinsam mit den Berufsverbänden, insbesondere mit dem Deutschen Pflegerat, konstruktiv begleiten könnte. Und um wie viel könnte die Versorgungsqualität für Patienten und die Arbeitsbedingungen für Pflegende im Gesundheitswesen verbessert werden, wenn Gewerkschaften und Berufsverbände ihre jeweiligen Stärken bündeln würden.

Ihr

Reinhard Schmitt


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