Arzneimittelforschung 2012; 62(S 01): S14-S15
DOI: 10.1055/s-0032-1324908
Symposium der Paul-Martini-Stiftung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zelltherapie bei rheumatischen Autoimmunerkrankungen

F. Hiepe
1   Medizinische Klinik m. S. Rheumatologie und Klin. Immunologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin & Deutsches RheumaForschungszentrum Berlin – ein Institut der Leibniz-Gemeinschaft
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04 December 2012 (online)

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In den letzten 2 Jahrzehnten konnten wesentliche Fortschritte in der Behandlung von rheumatischen Autoimmunerkrankungen erreicht werden. Dies ist insbesondere auf die Einführung der Biologika zurückzuführen. Die zur Verfügung stehenden Biologika und immunsuppressiven Medikamente sind jedoch nicht kurativ, sodass die Patienten eine dauerhafte medikamentöse Behandlung benötigen, um die Erkrankung zu unterdrücken. Trotz dieser Fortschritte sprechen ca. 30 % der Patienten nicht ausreichend auf die zur Verfügung stehenden Therapien an. Eine Erklärung hierfür ist, dass das immunologische Plasmazell-Gedächtnis nicht durch Immunsuppressiva oder Therapeutika, die die B-Zellen depletieren, eliminiert werden kann. Wir konnten zeigen, dass bei Autoimmunerkrankungen langlebige Plasmazellen existieren, die pathogene Autoantikörper sezernieren. Plasmazellen entstehen nach (Auto)antigenkontakt aus mit T-Zell-Hilfe aktivierten B-Lymphozyten. Die überwiegende Zahl der aus B-Zellen differenzierten Plasmablasten und Plasmazellen sind kurzlebig; sie sterben innerhalb von wenigen Tagen infolge Apoptose. Nur die Plasmazelle, die eine freie Nische im Knochenmark oder im entzündeten Gewebe findet oder eine andere Plasmazelle aus ihrer Nische verdrängt und ihre Position einnimmt, kann langlebig werden. Die Nischen, die das Milieu für das Überleben der Plasmazellen garantieren, werden von CXCL12-exprimierenden Stromazellen organisiert. Daneben sind verschiedene andere Zellen wie Eosinophile, Megakaryozyten und Osteoklasten, Zytokine wie BLyS/BAFF und APRIL sowie Adhäsionsmoleküle an der Nische beteiligt. In diesen Nischen können Plasmazellen Jahrzehnte überleben und (Auto)Antikörper sezernieren. Sie produzieren unabhängig von (Auto)antigenkontakt und T-Zell-Hilfe die entsprechenden (Auto)Antikörper, sodass sie die Kriterien einer Gedächtniszelle erfüllen. Immunsuppressive Medikamente sind unwirksam, da Plasmazellen nicht proliferieren. Die Depletion von B-Zellen hat ebenfalls keinen Einfluss auf die existierenden Gedächtnis-Plasmazellen.