Z Gastroenterol 2012; 50 - K407
DOI: 10.1055/s-0032-1324341

Unklare Hepatopathie – eine zunehmend in Vergessenheit geratende Erkrankung als Ursache

HM Buchhorn 1, P Wallisch 1, K Heldwein 1, G Rieder 2, R Keilmann 1, A Kreuzmayr 1
  • 1Klinikum Traunstein, Gastroenterologie, Traunstein, Germany
  • 2Klinikum Traunstein, Neurologie, Traunstein, Germany

Eine unklare Erhöhung der Leberwerte ist eine der häufigsten Ursachen für eine stationäre Aufnahme in der Gastroenterologie.

Wir berichten über den Fall eines 47-jährigen Patienten der sich mit deutlich erhöhter GGT und AP und leicht erhöhten Transaminasen vorstellte. Der Patient klagte zudem über einen Leistungsknick seit einigen Wochen. Sonographisch ergab sich kein Hinweis auf eine extra- oder intrahepatische Cholestase, aber es zeigten sich eine Hepatosplenomegalie sowie vergrößerte Lymphknoten abdominell, cervical, axillär und inguinal. In der erweiterten Diagnostik konnten Hepatitis A-E, EBV, CMV, HIV, Hämochromatose, M. Wilson und ein a1AT-Mangel ausgeschlossen werden. Das Differenzialblutbild war unauffällig. Es erfolgte eine Lymphknotenexstirpation cervical. Hier zeigte sich histologisch ein lymphomfreier LK mit teils florider eitriger, teils chronischer Lymphadenitis. Die Diagnostik wurde auf weitere Infektionskrankheiten ausgeweitet. Der entscheidende Hinweis ergab sich letztlich aus der Nachanamnese (Sexualpartner des Patienten mit ähnlicher Symptomatik). Zudem entwickelte der Patient im Verlauf ein makulöses Exanthem an den Armen. Somit bestand der hochgradige Verdacht auf eine Syphilis (Lues). Bestätigend ergab sich ein positiver TPHA-Test und VDRL-Test. Die Erhöhung der Leberwerte, die generalisierte Lymphadenopathie und die Hauterscheinungen deuten auf ein Lues-Stadium II hin. Bei unklarer Infektionsdauer erfolgte eine Liquordiagnostik mit path. Befund. Es lag eine asymptomatische Meningitis bei Luesinfektion vor. Es erfolgte bei fraglicher Penicillinallergie eine Therapie mit Ceftriaxon. Die Leberwerte waren nach Einleitung der Therapie rasch rückläufig.

Schlussfolgerung: Nicht immer liegt bei Erhöhung der Leberwerte eine primär hepatologische Erkrankung als Ursache vor. Eine Begleithepatitis bei Infektionserkrankungen ist häufig. Zunehmend gerät aber in Vergessenheit, dass auch die früher sehr häufig vorkommende Syphilis (Lues-)infektion eine Begleithepatitis verursachen kann (Syphilis Stadium II) – mittlerweile ist diese Erkrankung jedoch selten geworden (Inzidenz BRD 3,3/100000; 2009) und hat im klinischen Alltag an Bedeutung verloren. Bei unklarer Leberwerterhöhung kann unter Umständen eine Diagnostik auf Syphilis zielführend sein.