Z Gastroenterol 2012; 50 - K405
DOI: 10.1055/s-0032-1324339

Fallvorstellung eines 28-jährigen Patienten mit seltener Ursache einer akuten Hepatitis

G Simeunovic 1, W Schmiegel 1, T Brechmann 1
  • 1Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil GmbH, Gastroenterologie und Hepatologie, Bochum, Germany

Ein 28-jähriger Patient stellte sich wegen seit mehreren Tagen bestehendem Unwohlsein und Abgeschlagenheit in unserer Klinik vor. Der Patient war Typ 1-Diabetiker. Außer einem ICT-Schema wurde eine anderweitige Medikamenteneinnahme ebenso wie ein Alkohol- oder Drogenmissbrauch verneint. Zu Auslandsaufenthalten in der jüngeren Vergangenheit sei es nicht gekommen, eine Promiskuität läge nicht vor. In der körperlichen Untersuchung präsentierte sich ein schlanker Patient in reduziertem Allgemeinzustand. Auffällig waren ein Ikterus der Haut und Skleren. Das Abdomen war weich, die Leber palpatorisch unauffällig und die Milz nicht tastbar, keine palpatorisch vergrößerten Lymphknoten und ein blander oropharyngealer Status. In der Laborchemie zeigte sich eine Hepatitis (GOT 463U/l, GPT 1180U/l). Zudem zeigten sich eine leicht erhöhte GGT und ein Bilirubin von 5,5mg/dl. Serologisch konnte eine Virus- und eine Autoimmunhepatitis ausgeschlossen werden, Hinweise für eine Hämochromatose oder einen Morbus Wilson gab es ebenfalls nicht. In der Sonografie fiel eine geringgradige Hepatomegalie ohne Hinweise für einen chronischen Parenchymschaden auf. Das Flussmuster über der Portalvene, der Arteria hepatica und den Lebervenen war regelrecht. Eine intra- oder extrahepatische Cholestase kam nicht zur Darstellung. Zur weiteren Abklärung wurde der Patient laparoskopisch leberbiopsiert. Dabei zeigte sich makroskopisch eine unauffällige Leber. Histologisch hingegen zeigte sich das Bild einer „Arzneimittelhepatitis“.

Auf erneute Nachfrage berichtete der Patient über die regelmäßige Einnahme des rezeptfreien Pelargonienwurzelextrakts „Umckaloabo“ in den vergangenen Wochen bis zur stationären Aufnahme. Dieses habe er zur Stimulation des Immunsystems eingenommen. Während des stationären Aufenthaltes kam es im Verlauf zu einer klinischen Verbesserung des Patienten und einem langsamen Abfallen der Transaminasen und des Bilirubins.

Generell sollte auch beim Gebrauch von rezeptfreien Medikamenten (mit unklarem Wirkmechanismus) an schwerwiegende Nebenwirkungen gedacht werden.