Z Gastroenterol 2012; 50 - K396
DOI: 10.1055/s-0032-1324330

Fallvorstellung einer 68-jährigen Patientin mit kompliziert verlaufender Yersiniose

G Simeunovic 1, W Schmiegel 1, J Willert 1
  • 1Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil GmbH, Gastroenterologie und Hepatologie, Bochum, Germany

Es stellte sich in unserer Klinik eine 68-jährige Patientin mit Fieber und mit seit ca. 2 Wochen bestehender Diarrhoe vor. Die Patientin wurde seit mehreren Jahren wegen „rheumatischer Beschwerden“ insbesondere im Bereich aller Fingergelenke mit Kortikosteroiden behandelt. In der körperlichen Untersuchung präsentierte sich eine febrile (39,3°C) Patientin in reduziertem Allgemeinzustand. Auffällig war ein 4/6 Diastolikum im 2. ICR rechts parasternal. Laborchemisch fielen deutlich erhöhte Entzündungsparameter mit einem CRP von 34,9mg/dl (Referenzwert <1mg/dl), einem PCT von 1,3ng/ml und Leukozyten von 13,6/nl auf.

Die initiale transösophageale Echokardiografie zeigte neben einer Aortenklappeninsuffizienz das Bild einer floriden Aortenklappenendokarditis mit typischen Vegetationen. Die Stuhl- und Blutkulturen erbrachten beide den Nachweis von Yersinia enterocolitica.

Die Patientin wurde über insgesamt 4 Wochen mit Vancomycin und Ceftriaxon intravenös behandelt. Unter der Therapie kam es zur Entfieberung und einer Normalisierung der Entzündungsparameter. Mittels Kontroll-Echokardiografien konnten eine Regredienz der Klappenauflagerungen nachgewiesen werden. Es verblieb das Bild eines Defektzustandes nach Endokarditis. Bei fortbestehender Dyspnoe im Stadium NYHA III erfolgte ein Aortenklappenersatz mittels Bioprothese. Die rheumatologische Abklärung ergab weder serologisch, klinisch noch radiologisch einen Anhalt für eine primär chronische Polyarthritis oder eine andere Grunderkrankung aus dem rheumatologischen Formenkreis.

Anamnestisch stellte sich heraus, dass die Patientin passionierte Pferdesportlerin war, so dass schließlich – vor dem Hintergrund der nicht indizierten immunsuppressiven Therapie – dieser Kontakt den Übertragungsweg der Yersinien vermuten lässt.