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DOI: 10.1055/s-0032-1324267
„Missed Injuries“ bei abdominalverletzten, polytraumatisierten Patienten
Einleitung: Übersehene abdominelle Verletzungen können für mehrfachverletzte Patienten eine vitale Bedrohung darstellen.
Ziel dieser Untersuchung ist es, rückblickend Fälle von „missed injuries“(MI) zu erfassen und deren Ursache zu analysieren.
Methodik: Als „missed injury“ wurden revisionspflichtige Befunde definiert, welche der primären Schockraumdiagnostik entgingen. In dieser retrospektiven Studie über den Zeitraum von drei Jahren wurden 104 polytraumatisierte Patienten mit Abdominaltrauma und einem ISS>16 nachuntersucht. Hierbei handelte es sich fast ausschließlich um stumpfe Abdominaltraumata, diese waren überwiegend durch Verkehrsunfälle verursacht. Es handelte sich um 76männliche und 28 weibliche Patienten.
Ergebnis: 47 Patienten wurden notfallmäßig laparotomiert, Bei den konservativ behandelten Patienten erfolgte in 5 Fällen die verspätete Laparotomie. Diese zeigte in 3 Fällen eine Peritonitis bei Kolonverletzung, eine Pankreatitis bei Pankreaasruptur und eine Herniation des Magens bei Zwerchfellruptur. Die Folge der verspäteten Intervention war eine deutlich verlängerte Beatmungs- und Intensivbehandlungszeit und auch eine verlängerten Krankenhausverweildauer um mehr als 20 Tage. Auffällig war, dass fast alle Patienten mit MI bei Krankenhausaufnahme intubiert und beatmet waren. Eine erhöhte Mortalität (13%) ergab sich in unserem Patientenkollektiv nicht.
Schlussfolgerung: Auch nach rückblickender, kritischer Würdigung des Schockraum-CT und Sonografie waren keine Hinweise erkennbar, welche auf die MI schließen hätten lassen. Zusammenfassend stellen wir fest, dass intubierte Patienten ein höheres Risiko für MI haben. MI's sind mitursächlich für komplikationsbehaftete Verläufe. Von umso größerer Bedeutung zur Vermeidung von MI's ist die Analyse des Unfallmechanismus und die klinische Untersuchung. Nach dem Erkennen von MI's ist die sofortige Intervention anzustreben.