Z Gastroenterol 2012; 50 - K178
DOI: 10.1055/s-0032-1324113

Epitheliale Expression von Cortactin bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen: Bedeutung für die intestinale Barrierestörung

R Mennigen 1, E Jungk 1, M Schnoor 2, M Brüwer 1
  • 1Universitätsklinikum Münster, Klinik und Poliklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Münster, Germany
  • 2Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin, Münster, Germany

Hintergrund: Cortactin ist ein Aktin-bindendes Protein, das durch die Interaktion mit Tight Junction Proteinen die epitheliale Barriere stabilisiert. Es ist unbekannt, ob Expressionsveränderungen von Cortactin eine Rolle für die intestinale Barrierstörung im Rahmen chronisch entzündlicher Darmerkrankungen spielen.

Material/Methode: Frische Darmmukosa (Operationspräparate) von je 20 Patienten mit M. Crohn, Colitis ulcerosa bzw. entzündungsfreie Kontrollen wurde kryokonserviert. Die Expression und Verteilung von Cortactin, Aktin und ZO-1 wurden mittels Immunfluoreszenz untersucht. Die Expressions-Intensität (0–3 Punkte) sowie das Verteilungsmuster (0–3 Punkte, entsprechend diffuser zytoplasmatischer Verteilung versus Konzentration an den Zell-Zell-Kontakten) wurden mit semiquantitativen Scores im direkten Vergleich gegenüber gesunden Referenzen bewertet.

Ergebnisse: Cortactin zeigte in der gesunden Mukosa eine kräftige Markierung an den Zell-Zell-Kontakten, war aber auch zytoplasmatisch nachweisbar (Intensitätsscore 2: 100% der Proben, Verteilungsscore 2: 100%). Es kolokalisierte mit dem Aktin-Zytoskelett sowie mit ZO-1. Bei Morbus Crohn Patienten war Cortactin deutlich vermindert an Zell-Zell-Kontakten nachweisbar, es war diffuser zytoplasmatisch verteilt (Verteilungsscore 0: 4,8%, Verteilungsscore 1: 85,7%, Verteilungsscore 2: 9,5%; p<0,001). Die Intensität war dabei unverändert zu gesunden Kontrollen (Intensitätsscore 1: 4,8%, Intensitätsscore 2: 95,2%; p=0,51). Ähnliche Veränderungen der Cortactin-Verteilung bei gleicher Intensität fanden sich bei Colitis ulcerosa (Verteilungsscore 0: 6,3%, Verteilungsscore 1: 56,3%, Verteilungsscore 2: 37,5%; p=0,032 vs. gesunde Referenzen). Die bei gesunden Proben regelhaft vorhandene subzelluläre Kolokalisation von Cortactin mit ZO-1 ging mit stärkerer Entzündungsaktivität bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa verloren.

Schlussfolgerungen: Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen kommt es zu einer Dissoziation von Cortactin und Tight Junction Proteinen mit einer zytoplasmatischen Umverteilung des Cortactin-Pools. Diese Dissoziation könnte, analog zu bisherigen in vitro Daten, auch in vivo eine Ursache der verminderten Tight Junction Expression und Funktion und damit der gestörten Permeabilität sein.