Z Gastroenterol 2012; 50 - K138
DOI: 10.1055/s-0032-1324073

MR Kolonografie, Koloskopie und Haemocculttest als Screeningverfahren für Kolonneoplasien: Eine prospektive Studie

FT Kolligs 1, E Lindner 2, A Melzer 2, D Nagel 3, B Göke 1, A Graser 2
  • 1Klinikum der Universität München, Medizinische Klinik und Poliklinik II, Munich, Germany
  • 2Klinikum der Universität München, Institut für klinische Radiologie, Munich, Germany
  • 3Klinikum der Universität München, Institut für klinische Chemie, Munich, Germany

Einleitung: Nur 20% der Anspruchsberechtigten nehmen das Angebot zur Vorsorgekoloskopie wahr. Die Alternative Haemocculttest hat eine sehr niedrige Sensitivität für Kolonneoplasien. Die CT Kolonografie ist wegen der Anwendung ionisierender Strahlung in Deutschland nicht zum Screeening zugelassen.

Ziele: Untersuchung der MR Kolonografie (MRC) als Screeningverfahren in asymptomatischen Erwachsenen im Vergleich zu Koloskopie (OC) und Haemocculttest (FOBT).

Methoden: 286 asymptomatische Personen im Alter von 40–82 Jahren (59,2±8,2 Jahre; 175Männer, 111 Frauen) wurden nach Aufklärung und Einverständnis für die prospektive Studie rekrutiert. Alle Teilnehmer führten FOBT vor Kolonlavage durch und erhielten am gleichen Untersuchungstag zuerst MRC und dann OC. MRC erfolgte mittels 3.0 Tesla Scanner nach Injektion des Kontrastmittels Gadolinium. Die MRC wurde separat für jedes der 6 Kolonsegmente befundet. Die Primärbefundung der OC erfolgte segmentweise in Unkenntnis des MRC-Befundes. Die Korrelation von MRC- und OC- Befunden wurde nach dem Prinzip der segmentalen Entblindung während der OC durchgeführt. Die Klassifizierung der Befunde erfolgte nach Größe und Histologie. Fortgeschrittene Neoplasie (AN) wurde definiert als Adenom mit hochgradiger Dysplasie oder tubulovillöser/villöser Architektur, Adenom ≥10mm oder Karzinom.

Ergebnis: Bei 85 (29,7%) der untersuchten Personen fanden sich insegsamt 133 Adenome: 10 Adenome ≥10mm, 27 Adenome 6–9mm, 96 Adenome ≤5mm. Unter den 20 AN fand sich ein Karzinom. In der Polypen-bezogenen Auswertung wies die MRC eine Sensitivität von 90,0% (95% CI, 55,5–99,7%) für Adenome ≥10mm, von 78,4% (63,7–96,9%) für Adenome ≥6mm und von 92,8% (76,7–99,2%) für AN ≥6mm auf. In der Patienten-bezogenen Auswertung für AN, Adenome ≥10mm und Adenome ≥6mm fanden sich für die MRC Sensitivitäten von 82,4% (56,6–96,2%), 90,0% (55,5–99,7%), und 86,7% (62,5–96,5%). Die Sensitivität des FOBT für AN betrug 13,3% (1,7–40,5%). Die Spezifität von MRC und FOBT für Adenome ≥10mm war 98,5% (96,3–99,6%) und 91,7% (87,5–94,9%).

Schlussfolgerung: Die MRC ist ein sensitives und spezifisches Instrument für die Detektion von fortgeschrittenen Kolonneoplasien. Die MRC ist dem FOBT weit überlegen. Prospektive Multicenterstudien müssen dieses Ergebnis bestätigen.