Z Gastroenterol 2012; 50 - K108
DOI: 10.1055/s-0032-1324043

LGR5 ist in hepato-gastrointestinalen Tumoren differentiell exprimiert und fördert die Proliferation, Migration und Invasion von Magenkarzinom-Zellen

E Simon 1, D Petke 1, C Böger 1, V Warneke 1, M Behrens 1, C Röcken 1
  • 1Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Molekularpathologie, Kiel, Germany

Einleitung: Karzinome des Hepato-Gastrointestinaltrakts stellen noch immer eine der häufigsten tumorbedingten Todesursachen weltweit dar. Die Suche nach neuen prädiktiven und diagnostischen Zielstrukturen ist nach wie vor von großer klinischer Relevanz. Der orphan G-Protein gekoppelte Rezeptor LGR5 wurde kürzlich als Stammzellmarker intestinal differenzierter Zellen entdeckt. In unserer Studie untersuchten wir die Verbreitung, histoanatomische Verteilung und biologische Bedeutung des Wnt-Zielproteins und Krebs-Stammzellmarkers LGR5 in Tumoren des Hepato-Gastrointestinaltrakts, und in den Magenkarzinom-Zelllinien MKN45 und MKN74.

Ziele: Die Untersuchung der Funktion von LGR5 in der hepato-gastrointestinalen Tumorgenese.

Material und Methoden: Die differentielle Expression von LGR5 wurde auf transkriptioneller (Real-time RT-PCR) und translationeller Ebene (Immunhistochemie) in Karzinomen und dem zugehörigen Normalgewebe von sechs verschiedenen Tumorlokalisationen (Ösophagus, Magen, Pankreas, Leber, Kolon, Rektum) validiert. Die mögliche klinisch-pathologische Bedeutung von LGR5 im Bezug auf das Patientenüberleben und die histoanatomische Verteilung wurde an 100 Magenkarzinomen bestimmt. Der Einfluss einer LGR5-Überexpression auf zellphysiologische und -pathologische Prozesse im Magenkarzinom wurde an stabil transfizierten MKN45- und MKN74-Zellen untersucht.

Ergebnisse: LGR5 war in Adenokarzinomen des Ösophagus, Magens, Pankreas, Kolons und Rektums, sowie in hepatozellulären als auch cholangiozellulären Karzinomen der Leber im Vergleich mit dem dazugehörigen Normalgewebe differentiell exprimiert. Interessanter Weise verändert sich die Anzahl und histoanatomische Lage der LGR5+-Zellen während der gastralen Karzinogenese. In Magenkarzinom-Zelllinien führte die Überexpression von LGR5 zu einem Apoptose-resistenteren Phänotyp und ging einher mit einer Steigerung der proliferativen, invasiven und migratorischen Eigenschaften der Zellen.

Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse bestätigen die Bedeutung von LGR5 in der hepato-gastrointestinalen Tumorbiologie und liefern Hinweise auf seine Funktion als therapeutisches Zielgen im Magen. Unsere stabilen Transfektanten ermöglichen uns die tumorbiologischen Funktionen von LGR5 umfassender zu analysieren.