Einleitung: Das Hepatozelluläre Karzinom (HCC) stellt weltweit die dritthäufigste Krebstodesursache
dar. Die steigende Inzidenz in Europa und den Vereinigten Staaten sowie die späte
Diagnosestellung und das Fehlen kurativer Therapieformen stellen zentrale Probleme
dar. Daher ist die Etablierung innovativer, zielgerichteter Therapieansätze von hoher
Priorität. Spezifische Metabolismus-Alterationen, z.B. erhöhte Glukoseaufnahme und
glykolytische Aktivität (Warburg-Effekt) sind ein zentrales Charakteristikum solider
Tumore. Eigene Vorarbeiten zeigen, dass eine erhöhte glykolytische Aktivität mit der
reduzierten Prognose von HCC-Patienten einhergeht.
Ziele: Vor diesem Hintergrund wurde die Effektivität des Glykolyse-Inhibitors 2-Deoxy-D-Glukose
(2-DG) als experimentelles Therapeutikum des HCC analysiert.
Methoden: Die Auswirkungen von 2-DG auf das Tumorwachstum wurden mittels zwei etablierten humanen
HCC-Zelllinien (HepG2, SK-Hep1) und einem transgenen murinen HCC-Modell analysiert.
Ergebnisse:
In vitro wurde eine dosisabhängige antiproliferative Wirkung von 2-DG beobachtet, wobei hohe
2-DG-Konzentrationen eingesetzt werden mussten. Diese Beobachtung sowie die Ergebnisse
der in vivo Analysen, bei denen 2-DG keinen signifikanten Effekt auf Tumorgröße und -wachstum
zeigte, sprechen für eine ausgeprägte primäre 2-DG-Resistenz des HCC. Da die Wirkung
von 2-DG stark von der intrazellulären Glukosekonzentration abhängt, stellten wir
die Hypothese auf, dass eine Reduktion des Glukoseangebots die antiproliferative Wirkung
von 2-DG verstärken kann. In vitro konnte gezeigt werden, dass der antiproliferative Effekt von 2-DG durch Glukose-reduziertes
Medium signifikant verstärkt wurde. In vivo konnten eine signifikante Hemmung des Tumorwachstums und Ausbildung großflächiger
nekrotischer Tumorareale durch die kombinierte Gabe von Kohlenhydrat-reduziertem Futter
und 2-DG beobachtet werden.
Schlussfolgerung: Unsere Untersuchungen lassen vermuten, dass eine Hemmung der Glykolyse in Kombination
mit verringerter Kohlenhydratzufuhr zu einer signifikanten Hemmung der HCC-Progression
führen kann. Diese experimentelle Behandlungsstrategie stellt einen innovativen Ansatz
in der Therapie des HCC dar und wird hinsichtlich potentieller Resistenzmechanismen
von uns weiterführend untersucht.