Fragestellung: Epigenetische Wirkstoffe stehen aktuell im Fokus neuer innovativer Therapiekonzepte
in der klinischen Onkologie. Hierbei weisen insbesondere Histondeacetylase Inhibitoren
(HDACi) ein potenziell breites Anwendungsspektrum bei gleichzeitig geringer Toxizität
auf. Erste Hinweise deuten drauf hin, dass HDACi speziell bei Chemotherapie-resistenten
Tumoren eingesetzt werden können; daher wird intensiv nach neuen Substanzen mit HDACi
Aktivität gesucht.
Methoden: Als Modell wurden humane Hepatomzelllinien (HepG2, Hep3B, HuH7) und primäre humane
Hepatozyten (PHH) verschiedener Spender eingesetzt. Die Substanzen wurden in silico durch Docking-Analysen, in vitro durch HDAC-Inhitior-, SRB-Viabilitäts-, und Fluoresceindiacetat-Assays, Real-Time-Cell-Monitoring,
LDH- bzw. AST-Bestimmungen und Western-Blotting charakterisiert.
Ergebnisse: Beim Screeningverfahren konnte für zwei natürliche Abkömmlinge die aus Pflanzenwurzeln
freigesetzt werden, AI und AII, eine bis dato unbekannte HDACi Aktivität sowohl in silico als auch in vitro identifiziert werden. Auf Basis dieser Arbeiten wurde das Grundgerüst von AI und
AII chemisch modifiziert und weitere Derivate (AH und CL-AI) generiert.
In silico und in vitro Analysen identifizierten die Derivate eindeutig als weitere HDACi. Die Inkubation
verschiedener humaner Hepatomzelllinien, sowohl mit den Naturstoffen, als auch den
künstlichen Derivaten zeigte schon bei geringen Konzentrationen eine signifikant verminderte
Proliferation bzw. Reduktion der Viabilität. Interessanterweise zeigen detaillierte
Toxizitätsanalysen mit PHH verschiedener Spender auch bei hohen Konzentrationen eine
gute Verträglichkeit aller Substanzen und keine bzw. nur geringfügige Hinweise auf
eine zytotoxische Wirkung bei nicht-malignen Zellen.
Schlussfolgerung: Die bisherige Charakterisierung sowohl von AI und AII als auch von zwei neu generierten
Derivaten zeigte eine ausgewiesene antiproliferative Wirkung auf HCC-Tumorzellen bei
gleichzeitig guter Verträglichkeit für nicht-maligne Leberzellen. Interessanterweise
konnte für das Derivat CL-AI eine verbesserte Wirkung ohne gleichzeitige Erhöhung
der Toxizität festgestellt werden, so dass hier diese Substanz derzeit präklinisch
als neues Therapeutikum evaluiert wird.