Z Gastroenterol 2012; 50 - K024
DOI: 10.1055/s-0032-1323959

Die Dysbalance der sympathischen Neurotransmitter-Sekretion und die damit assoziierte veränderte vaskuläre Wirkung bei Leberzirrhose kann durch exogenes Neuropeptid Y (NPY) im experimentellen Rattenmodell ausgeglichen werden

P Dietrich 1, L Moleda 1, F Kees 2, RH Straub 1, C Hellerbrand 1, J Schölmerich 3, R Wiest 4
  • 1Universität Regensburg, Klinik für Innere Medizin I, Regensburg, Germany
  • 2Universität Regensburg, Institut für Pharmakologie und Toxikologie, Regensburg, Germany
  • 3Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, Medizinische Fakultät, Frankfurt, Germany
  • 4Medizinisches Zentrum der Universität Bern, Abteilung für Viszerale Chirurgie und Medizin, Bern, Switzerland

Einleitung: Bei portalem Hypertonus und den assoziierten hämodynamischen Störungen ist splanchnische arterielle Vasodilatation pathophysiologisch entscheidend. Kompensatorisch gesteigerte Aktivität des sympathischen Nervensystems ist bekannt.

Ziele: Unklar ist, ob dies zu vaskulärer Desensibilisierung führt. Die Rolle von endogen freigesetzten Vasokonstriktoren wie Noradrenalin (NA) und seinen Co-Transmitter Neuropeptid Y (NPY) ist hierbei ebenfalls unvollständig verstanden. Zudem ist inkomplett erforscht, welche Effekte die Applikation von exogenem NPY auf diese Mechanismen hat.

Methodik: Wir nutzten Ratten mit portalvenöser Ligatur (PVL), CCl4-induzierter Zirrhose (LC) und Sham-operierte Kontrollen für eine in-vitro Perfusion des mesenterialen arteriellen Gefäßbettes in 2 Perfusionscyclen (PC). Repetitive perivaskuläre elektrische Nervenstimulation (PNS) induzierte eine sukzessive Depletion des Perfusionsdrucks. Dies wurde nach Zugabe von exogenem NPY in einem zweiten PC wiederholt. Dabei wurde die endogene Freisetzung von NA und NPY gemessen.

Ergebnis: PNS-induzierter Perfusionsdruck als Ausdruck für vaskuläre Kontraktilität war bei PVL und LC vermindert. Vaskuläre Desensibilisierung war bei portaler Hypertension signifikant stärker ausgeprägt. NA-Freisetzung bei LC war signifikant erhöht, wohingegen die NPY-Sekretion vermindert war. Exogenes NPY führte bei portal hypertensiven Ratten zu einer Korrektur des Desensibilisierungs-Effektes und zu deutlicher Verbesserung der vaskulären PNS-Antwort. Dies war assoziiert mit einer signifikanten Reduktion der NA Freisetzung bei LC.

Schlussfolgerung: Experimentelle portale Hypertension zeigt nicht nur eine ausgeprägte splanchnische arterielle Hypokontraktilität auf, sondern auch eine verstärkte vaskuläre Desensibilsierung nach repetitiver PNS. NPY korrigiert die vaskuläre Kontraktilität und die Sensibilität für sympathische Nervenstimulation und vermindert die pathologisch erhöhte Freisetzung von NA. Gleichzeitig ist die mesenteriale NPY Freisetzung bei Zirrhose vermindert und zeigt somit eine Dysbalance der splanchnischen Neurotransmitter-Sekretion auf, welche im Tiermodell durch die Applikation von NPY ausgeglichen werden kann und somit einen potentiellen therapeutischen Ansatz bei portaler Hypertension darstellt.