Z Gastroenterol 2012; 50 - K020
DOI: 10.1055/s-0032-1323955

Bestimmung unreifer Thrombozyten (IPF): Ein neuer Parameter bei Leberzirrhose?

B Appenrodt 1, S Zuniga 1, F Lammert 1
  • 1Universitätskliniken des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Germany

Einleitung: Eine Thrombozytopenie ist bei Patienten mit Leberzirrhose häufig. Diese wird allgemein auf einen peripheren Verbrauch bei Hypersplenismus infolge portaler Hypertension zurückgeführt; zudem könnte eine Bildungsstörung bei Knochenmarkdepression eine Rolle spielen. Die Bestimmung des IPF (immature platelet fraction) korreliert mit dem Anteil unreifer Thrombozyten. Dieser Anteil reflektiert die Thrombopoeserate. Eine verminderte Produktion geht mit einem niedrigen, ein erhöhter Verbrauch hingegen mit einem erhöhten IPF-Wertes einher. Der Normbereich liegt bei 1,1–6,1%.

Es galt die Frage zu beantworten, ob der IPF-Wert mit der Schwere der Leberzirrhose und dem Vorhandensein von Ösophagusvarizen korreliert.

Material und Methoden: Wir haben 38 mit Leberzirrhose (Child A/B/C: 15/10/13) und 28 Patienten ohne Leberzirrhose als Kontrolle untersucht. Die Analyse von IPF wurde mittels Durchflusszytometrie (Sysmex XE-2100) im EDTA-Blut gemessen. Bei Patienten mit Leberzirrhose führten wir zusätzlich eine Ösophagogastroskopie durch. Eine hämatologische Grunderkrankung war Ausschlusskriterium.

Ergebnis: Der mittlere IPF-Wert lag in der Kontroll-Gruppe bei 4,2±3,5% (Median: 2,9, Spannweite: 8,3), der mittlere Thrombozytenwert betrug 169±75G/l (Median: 148, Spannweite: 136). Bei Patienten mit Leberzirrhose waren der IPF-Wert deutlich höher (MW: 7,6±9,5%, Median: 5, Spannweite: 13; p=0,054) und die Thrombozytenzahl signifikant vermindert (MW: 86±68G/l, Median: 55, Spannweite: 253; p<0,001). Ein hoher IPF-Wert korrelierte bei Patienten mit Leberzirrhose mit der Milzgröße (r=0,272; p=0,031). Patienten mit Ösophagusvarizen hatten einen tendenziell höheren IPF-Wert (6,5±3,6%) als Patienten ohne Varizen (3,8±2,4%; p=0,06). Der IPF-Wert korrelierte mit dem Grad der Ösophagusvarizen (0°: 3,8±2,4%; I°: 4,6±2,7%*; II°: 7,8±3,4%*; III°: 7,4±4,5%; *p=0,03), die Thrombozytenzahl hingegen nicht (0°: 160±63G/l; I°: 91±68G/l; II°: 43±17G/l; III°: 97±71G/l).

Diskussion: Die Bestimmung des IPF bei Leberzirrhose könnte neben der Differenzierung zwischen peripherem Verbrauch oder zentraler Bildungsstörung von Thrombozyten ein zusätzlicher Prognosefaktor sein. Der Anteil unreifer Thrombozyten scheint mit der Ausbildung und dem Ausmaß der Ösophagusvarizen assoziiert zu sein.