Z Gastroenterol 2012; 50 - V04
DOI: 10.1055/s-0032-1323854

Protektiver Effekt von Melatonin und L-Tryptophan auf die experimentell induzierte Ösophagitis

P Konturek 1, S Konturek 2, M Pawlik 2, M Skiba 1, T Brzozowski 2
  • 1Medizinische Klinik, Thüringen-Kliniken Saalfeld, Saalfeld, Germany
  • 2Institute of Physiology, Jagiellonian University Krakow, Krakow, Poland

Einleitung: Melatonin ist ein Hormon der Zirbeldrüse, das den Tag-Nacht-Rhythmus des menschlichen Körpers steuert. Melatonin wird außerdem im gastrointestinalen Trakt (GIT) produziert und spielt in erster Linie eine wichtige protektive Rolle. Dies ist vor allem auf seine potente anti-oxidative Wirkung zurückzuführen. Das Ziel der vorliegenden Studie war es, die Wirkung von Melatonin und seinem Vorläufer (L-Tryptophan, L-Trp) auf die experimentell induzierte Ösophagitis zu untersuchen.

Material und Methoden: Die Refluxösophagitis wurde durch die operative Anlage einer duodenalen Ligatur bei Wistar Ratten induziert (Nakamura-Modell, Jpn J Pharmacol 1982; 32:445). Es wurden folgende Behandlungsgruppen untersucht:

  • Kontrolle (Kontrollgruppe ohne Operation);

  • Shein-Operation (Sham-Gruppe);

  • Ösophagitis + Melatonin (20mg/kg i.g).;

  • Ösophagitis + L-Trp (200mg/kg i.g.).

Es wurden folgende Parameter ermittelt: das Läsion-Score (1–5) und die Schleimhautdurchblutung (EBF) mittels H2 gas clearance-Methode. Darüber hinaus wurde die Expression von TNFα in der Ösophagusschleimhaut mittels RT-PCR analysiert und die IL-1β- und TNFα-Spiegel mit ELISA gemessen. Schließlich in den weiteren Experimenten wurde die Wirkung von MT oder L-Trp allein oder in Kombination mit einem MT-Rezeptorhemmer (Luzindol, 5mg/kg i.p.) auf die Ösophagitis untersucht.

Ergebnisse: MT und L-Trp führten zu einer signifikanten Reduktion des Läsion-Scores im Ösophagus und dieser Effekt war von einem signifikanten Anstieg der ösophagealen Durchblutung begleitet. Therapie mit MT- und L-Trp führte zu einer signifikanten Reduktion der Expression für TNFα in der Magenschleimhaut und einer signifikanten Senkung der proinflammatorischen Zytokine (IL1β und TNFα) im Blut. Die protektiven Effekte von MT und L-Trp wurden durch Luzindol signifikant gehemmt.

Zusammenfassung: Das Melatonin als auch sein Vorläufer L-Tryptophan schützen die ösophageale Schleimhaut vor der schädigenden Refluxwirkung. Dieser protektive Effekt ist auf die starke anti-entzündliche Wirkung des MT bzw. des L-Trp zurückzuführen. Weitere klinische Studien mit Melatonin bzw. L-Tryptophan sollen klären, ob diese Substanzen als mögliche Adjuvans zur PPI-Therapie bei Patienten mit refraktärem Reflux eingesetzt werden können.

Update: Ösophagitiden
Donnerstag, 20. September 2012/17:00–18:30/Saal G