Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A362
DOI: 10.1055/s-0032-1323525

Grenzen der Prävention psychischer Erkrankungen im Betrieb

D Windemuth 1
  • 1Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IAG), Dresden

Problemstellung: Verfolgt man die Berichterstattung der Presse oder Pressemeldungen und Publikationen psychologischer oder medizinischer Berufsverbände sowie ärztlicher oder therapeutischer Kammern, dann scheint klar: Psychische Erkrankungen werden am Arbeitsplatz verursacht und dort wiederum durch psychische Belastungen. Schnell sind mit den Führungskräften auch die krankmachenden Übeltäter im Betrieb gefunden. Die Prävention psychischer Erkrankungen gehört somit logisch in den Betrieb.

Tatsächlich belegen einige Ansätze (model of effort-reward imbalance; demand-control-model) dass das Relative Risiko für psychische und körperliche Erkrankungen deutlich steigt, wenn Führungsaufgaben nicht angemessen wahrgenommen werden. Sie verdeutlichen zugleich aber auch, dass sie nur Teile der Varianz in der individuellen Krankheitsgenese erklären können. Dies ist eigentlich eine ätiopathogenetische Binsenweisheit.

Das Dreiebenenmodell Psychischer Erkrankungen (Windemuth, Jung & Petermann, 2010) verdeutlicht, dass Erwerbstätige nicht nur am Arbeitsplatz vermehrt psychischen Belastungen ausgesetzt sind. Auch das Privatleben hat sich – u.a. durch den Wandel gesellschaftlicher Gegebenheiten–in der Vergangenheit mit rasanter Geschwindigkeit verändert. Psychische Belastungen sind auch im Privaten häufiger geworden.

Das Zusammenspiel privater und beruflicher psychischer Belastungen wird in dem Vortrag an Beispielen verdeutlicht. Daraus wird die relative Bedeutung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz abgeleitet. Abgeleitete Möglichkeiten und Grenzen der Prävention psychischer Erkrankungen am Arbeitsplatz werden vorgestellt.

Literatur: Windemuth, D., Jung, D. & Petermann, O. (Hrsg.), Praxishandbuch Psychischer Belastungen im Beruf. Wiesbaden: Universum, 2010.