Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A357
DOI: 10.1055/s-0032-1323520

Die Behandlung von Patienten mit metastasierten soliden Tumoren in einer onkologischen Schwerpunktpraxis führt zu einem deutlich längeren Gesamtüberleben im Vergleich mit Registerdaten

R Weide 1, S Feiten 2, J Heymanns 1, J Thomalla 1, C van Roye 1, H Köppler 1
  • 1Praxisklinik für Hämatologie und Onkologie, Koblenz
  • 2Institut für Versorgungsforschung in der Onkologie, Koblenz

Hintergrund: Das Gesamtüberleben von Patienten mit metastasierten soliden Tumoren, die innerhalb von Therapiestudien behandelt werden, kann wegen notwendiger Ein- und Ausschlusskriterien nicht in die Versorgungsrealität übertragen werden. Das Ziel dieser Analyse war die Ermittlung des Gesamtüberlebens von nichtselektionierten Patienten mit metastasierten soliden Tumoren, die in einer onkologischen Schwerpunktpraxis behandelt wurden.

Methoden: Retrospektive Behandlungs- und Überlebensanalyse von Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom, kolorektalem Karzinom, nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom und Mammakarzinom, die zwischen 06/1995–12/2010 in einer onkologischen Schwerpunktpraxis in Koblenz behandelt wurden. Das krankheitsspezifische Überleben wurde verglichen mit Tumorregisterdaten aus Deutschland (München, Saarland, Rheinland-Pfalz), England (Cancer Research UK) und den USA (SEER).

Ergebnisse: Das krankheitsspezifische Überleben nach 1, 3 und 5 Jahren war deutlich länger im Vergleich mit allen Registerdaten:

- Pankreaskarzinom: 1-Jahres-Überleben 37% vs. 16–17%, 3 Jahres-Überleben 8% vs. 4%

- kolorektales Karzinom: 1-Jahres-Überleben 77% vs. 53–58%, 3 Jahres-Überleben 23% vs. 12–20%

- nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom: 1-Jahres-Überleben 43% vs. 27–28%, 3 Jahres-Überleben 11% vs. 6%, 5 Jahres-Überleben 6% vs. 3–7%

- Mammakarzinom: 1-Jahres-Überleben 86% vs. 44–74%, 3 Jahres-Überleben 50% vs. 20–41%, 5 Jahres-Überleben 34% vs. 13–25%.

Zusammenfassung: Die Behandlung von Patienten mit einem metastasierten soliden Tumor in einer onkologischen Schwerpunktpraxis führt zu einem deutlich längeren Überleben. Die Gründe hierfür sind wahrscheinlich multifaktoriell. Wichtig erscheint uns die große onkologische Erfahrung, die kontinuierliche Betreuung, eine konstante Arzt-Patienten-Beziehung, eine bessere Patientenkompetenz und Therapieadhärenz sowie eine geringere psychosoziale Belastung der Patienten durch ein effektiveres Unterstützungsnetzwerk.