Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A354
DOI: 10.1055/s-0032-1323517

Biofeedbackgestützte kognitive Verhaltenstherapie bei craniomandibulären Dysfunktionen

D Weber 1, S Mora 2, C Moll 3, U Lotzmann 1, W Rief 2, A Neff 3
  • 1Abteilung für Orofaziale Prothetik und Funktionslehre, Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Marburg
  • 2Klinische Psychologie und Psychotherapie, Philipps-Universität Marburg, Marburg
  • 3Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- u Gesichtschirurgie, Philipps-Universität Marburg, Marburg

Zielsetzung: Die vorliegende Studie evaluiert ein Biofeedback-basiertes kognitiv-behaviorales Behandlungskonzept im Vergleich zur zahnmedizinischen Standardtherapie der CMD mittels Aufbiss-Schiene im Rahmen einer randomisierten kontrollierten Studie. Material und Methode: 58 Patienten mit chronischer schmerzhafter CMD (mittlere Erkrankungsdauer 3,4 Jahre) wurden randomisiert entweder einer Biofeedback-basierten kognitiven Verhaltenstherapie (BFB-KVT) oder einer zahnmedizinischen Aufbissschienen-Behandlung zugeordnet. Die BFB-KVT umfasste 8 Sitzungen über 2 Monate und beinhaltete Psychoedukation, Verbesserung der Selbstwahrnehmung mittels Habit Reversal Techniken am Biofeedback, Entspannungstraining, Stressbewältigung sowie häusliches Biofeedbacktraining mit portablen EMG-Biofeedbackgeräten. Die zahnmedizinische Behandlung erfolgte über Aufbissbehelfe mit adjustierter Oberfläche in der therapeutischen Position. Nach einem standardisierten Protokoll wurden die Aufbisschienen nachgesorgt und bei Bedarf adjustiert. Supportive Behandlungsansätze wie der Einsatz von Medikamenten oder Physiotherapie wurden ausgeschlossen. Primäre Outcomes waren die charakteristische Schmerzintensität und schmerzbedingte Beeinträchtigung (PDI); als sekundäre Outcomes wurden somatoforme Symptome (SOMS–7), Depressivität (ADS-L) und Coping (FESV) untersucht. Eine Follow-Up Erhebung fand nach 6 Monaten statt. Ergebnisse: Beide Behandlungsmethoden bewirkten eine deutliche Reduktion der Schmerzintensität und der kieferspezifischen Beeinträchtigung. Im Hinblick auf die schmerzbedingte Beeinträchtigung, somatoforme Symptome, Depressivität und Coping zeigte sich die BFB-KVT der zahnmedizinischen Behandlung überlegen. Die Effekte erwiesen sich über einen Zeitraum von 6 Monaten als stabil. Darüber hinaus traten in der BFB-KVT weniger unerwünschte Wirkungen auf. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse unterstreichen die nachhaltige Wirksamkeit von Biofeedback-basierter kognitiver Verhaltenstherapie bei CMD. Weitere Studien sollten klären, welchen additiven Effekt das Behandlungskonzept zur zahnmedizinischen Standardbehandlung bietet und welche Komponenten besonders wirksam sind.