Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A346
DOI: 10.1055/s-0032-1323509

Demenzerkrankungen in der hausärztlichen Praxis – Wissen allein ist nicht genug – Erste Ergebnisse des CADIF-Projektes

HC Vollmar 1, F Gallrach 1, S Kuske 1, S Wilm 2, M Pentzek 3
  • 1Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Witten, Witten
  • 2Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin der Universität Witten/Herdecke, Witten
  • 3Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf

Einleitung: Hausärzte spielen eine zentrale Rolle bei der Versorgung von Menschen mit Demenz. Studien legen jedoch nahe, dass bei der Erkennung und in der Versorgungspraxis Defizite auftreten [1]. Im CADIF-Projekt (Changing Attitudes towards Dementia In Family practice) des Kompetenznetzwerks Degenerative Demenzen soll eine Intervention entwickelt und getestet werden, die auf einem umfassenden Verständnis der hausärztlichen Einstellungen zu Demenzen basiert. Hierzu werden zunächst zwei systematische Reviews durchgeführt. Studienfrage: Welche Einstellungen der Hausärzte zur Demenz finden sich in qualitativen Studien? Ist es sinnvoll und möglich, diese Einstellungen in einer Intervention zu modifizieren? Wurden in bereits publizierten Interventionen die Einstellungen der Hausärzte aufgegriffen bzw. gezielt verändert? Welche Methode ist hierfür erfolgversprechend? Methode: In zwei systematischen Reviews wird nach hausärztlichen Einstellungen und bereits bestehenden Interventionen gesucht. Die Erstellung der Suchstrategien erfolgte mit Unterstützung der Düsseldorfer Cochrane Group. Die Suche erfolgte in den Datenbanken Medline, Embase, Cochrane, CINAHL, Psychinfo, ERIC, Scopus sowie Web of Science. Ergebnisse: Insgesamt wurden ca. 16000 Titel/Abstracts von je zwei Wissenschaftlern begutachtet. Mit den Ergebnissen der beiden Reviewprozesse wird im Herbst dieses Jahres gerechnet. Einzelne Studien weisen – in Form vorläufiger oder qualitativer Ergebnisse – darauf hin, dass eine „Peer-to-peer“-Intervention möglicherweise einen Effekt haben könnte [2,3]. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der beiden systematischen Reviews sollen als Basis für eine Interventionsentwicklung dienen, welche anhand des Schemas für komplexe Interventionen in mehreren Schritten erfolgen wird [4]. Dabei stellt die Fertigstellung eines Designs für eine cluster-randomisierte Studie den letzten Schritt innerhalb des beantragten Projekts dar.

Literatur: 1. Mitchell AJ, Meader N, Pentzek M. Clinical recognition of dementia and cognitive impairment in primary care: a meta-analysis of physician accuracy. Acta Psychiatr Scand 2011; 124: 165-183

2. Dalsgaard T, Kallerup H, Rosendal M. Outreach visits to improve dementia care in general practice: a qualitative study. Int J Qual Health Care 2007; 19: 267-273

3. Cameron MJ, Horst M, Lawhorne LW et al. Evaluation of academic detailing for primary care physician dementia education. Am J Alzheimers Dis Other Demen 2010; 25: 333-339

4. Craig P, Dieppe P, Macintyre S et al. Developing and evaluating complex interventions: the new Medical Research Council guidance. Bmj 2008; 337: a1655