Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A345
DOI: 10.1055/s-0032-1323508

Wie analysiert man allgemeinärztliche Hausbesuche? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie

K Voigt 1, A Klement 2, S Grundke 2, T Fankhänel 2, H Riemenschneider 1, A Bergmann 1
  • 1Bereich Allgemeinmedizin/MK3, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, Dresden
  • 2Sektion Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät, Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale)

Einleitung: In Deutschland sind Hausbesuche (HB) elementarer Bestandteil der primärärztlichen Versorgung. Mit Sekundärdatenanalysen von Abrechnungsdaten gelingt es nur eingeschränkt [1–3], das hausärztliche Handlungsfeld realistisch zu beschreiben [4–6]. Derzeit liegen keine ausreichend aussagekräftigen Primärdatenerhebungen zu Versorgungsinhalten allgemeinärztlicher HB für Deutschland vor. Studienziel: In Vorbereitung auf eine 12-monatige repräsentative Erhebung von Versorgungsinhalten und -bedingungen allgemeinärztlicher HB in Sachsen wird eine Machbarkeitsstudie durchgeführt, die die methodische Umsetzbarkeit des Studiendesigns (Rekrutierungsverfahren, Fragebogen, Stichprobe, Rücklauf, Nonresponder) in Sachsen-Anhalt prüft. Methoden: Alle 97 aktuell aktiven Lehrpraxen der Sektion Allgemeinmedizin der Universität Halle-Wittenberg wurden schriftlich zur Studienteilnahme (Erhebungszeitraum Mai–Juli 2012) eingeladen. Jeder Studienarzt soll alle HB einer Kalenderwoche jeweils auf einem zweiseitigen Dokumentationsbogen erfassen. In anschließenden teilstrukturierten Telefoninterviews werden Handhabbarkeit des Dokumentationsbogens und Fragenverständnis thematisiert. Die Nonresponderanalyse (teilstrukturierte Telefoninterviews) soll Informationen zu Barrieren der Studienteilnahme generieren. Ergebnisse: Interesse an einer Studienteilnahme bekundeten 27 von 97 Lehrpraxen (Rücklaufquote 28%). Die Datenerhebung inkl. der Nonresponderanalyse und Evaluation des Fragebogens wird im Mai 2012 beginnen. Erste Ergebnisse können im September 2012 präsentiert werden. Schlussfolgerungen: Aufbauend auf den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie wird das Studiendesign für die in 2013 stattfindende Hauptstudie optimiert. Informationen über Nonresponder werden Relevanz für Studien im primärärztlichen Setting haben, die durch einen vergleichbar hohen Arbeitsaufwand für die Studienärzte gekennzeichnet sind.

Literatur: [1] Van den Berg et al. Changing patterns of home visiting in general practice: an analysis of electronic medical records. BMC Fam Pract 2006; 7: 58.

[2] Snijder EA et al. Home visits in German general practice: findings from routinely collected computer data of 158,000 patients. Gesundheitswesen 2007; 69(12): 679-85.

[3] Joyce C, Piterman L. Trends in GP home visits. Aust Fam Physician 2008; 37(12): 1039-42.

[4] Wockenfuss R et al. Three- and four-digit ICD-10 is not a reliable classification system in primary care. Scand J Prim Health Care 2009; 27: 131-136.

[5] Erler A, Beyer M, Muth C, Gerlach FM, Brennecke R. Garbage in – Garbage out? Validität von Abrechnungsdiagnosen in hausärztlichen Praxen. Gesundheitswesen 2009; 71: 822-831.

[6] Claus C, Chenot J-F, Popert U. Diagnosen-Kodierung in der hausärztlichen Praxis. Ergebnisse einer Befragung auf der Practica 2011. ZFA 2011(2): 84-88.