Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A333
DOI: 10.1055/s-0032-1323496

Umzugsmanagement für das höhere Lebensalter – Wissenschaftliche Evidenz und wirtschaftliche Effizienz eines innovativen Konzepts der Verhältnisprävention?

A Teti 1, S Blüher 1
  • 1Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Berlin

Hintergrund: Mit fortschreitendem Alter beschränkt sich der Aktivitätsradius stark auf das Wohnumfeld. Folglich zählen die mit der Wohnsituation verbundenen Gefährdungen zu den alterspezifischen Risiken. Ungünstige Wohnbedingungen wirken sich physisch, psychisch und sozial aus und bergen eine erhöhte Institutionalisierungsgefahr. Demnach können Umzugsentscheidungen im Bereich des Privatwohnens sowohl als Beitrag zur Kostenreduzierung als auch als Möglichkeit individueller proaktiver Optimierung der Person-Umweltpassung verstanden werden. Dieser Vortrag stellt ein innovatives Konzept der primären Verhältnisprävention in den Mittelpunkt. Die Einrichtung eines Umzugsmanagements kann Umzugsentscheidungen zugunsten altersgerechter Wohnumwelten begünstigen.

Methodik: Ergebnisse von sieben Modellprojekten zum Umzugsmanagement wurden im Hinblick auf gesundheitsrelevante sowie wirtschaftliche outcomes gegenübergestellt. Diese Ergebnisse wurden mit den aus der Literatur bekannten Einflussfaktoren der Wohnmobilität in Zusammenhang gebracht.

Ergebnisse: Die Tatsache einer Verbesserung von gesundheitsrelevanten outcomes durch betreute Umzüge belegt die Fachliteratur. Die Ergebnisanalyse spricht für eine gewisse Evidenz von Einsparvolumina durch die Mobilisierung von Reserven im Wohnungsbestand (ungenutzte Wohnflächen werden freigestellt, die überflüssige Neuerrichtung von altersgerechten Wohneinheiten vermieden). Gesundheitsrelevante Dimensionen wurden aufgrund des Modellcharakters der analysierten Projekte nicht ausreichend angegangen, um diesbezüglich hinreichende Schlussfolgerungen ziehen zu können.

Diskussion: Umzugsmanagement stellt sich als zukunftsträchtiges verhältnispräventives Konzept dar. Um daraus weitere Evidenz zu schöpfen, sind einschlägige längsschnittliche Interventionsstudien nötig. Darüber hinaus verweisen die Ergebnisse auf die Erforderlichkeit neuer Impulse für die Etablierung gruppenspezifischer Wohnberatung zum Erhalt von Autonomie im Alter.

Literatur: Eichener, Volker. „Handlungsempfehlungen für Wohnungspolitik und Wohnungswirtschaft“. Forschungsprojekt Umzugswünsche und Umzugsmöglichkeiten älterer Menschen (1997): 40–45.

Hompel, Barbara „Erfahrungen mit Umzugshilfen für ältere Menschen in Münster“. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Modellprogramm „Selbstbestimmt Wohnen im Alter“ (2002): 93–102.

Novack, Margit. „Moving services come of age“. Generations 28, Nr. 4 (2005): 48–49.

Snoek, Manfred. „Unterstützungsbedarf beim Wohnungsumzug und Konzepte für ein Umzugsmanagement“. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Modellprogramm „Selbstbestimmt Wohnen im Alter“ (2002): 75–92.