Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A332
DOI: 10.1055/s-0032-1323495

Klassifizierung von Fehlern und Beinahefehlern in der Onkologie – Ergebnisse eines strukturierten Literaturreviews

R Tebest 1, D Civello 1, S Kautz-Freimuth 1, A Schmidt 1, S Stock 1
  • 1Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE), Uniklinik Köln, Köln

Einleitung: Der Umgang mit Fehlern hat sich im Gesundheitswesen in den letzten Jahren deutlich geändert. Viele Einrichtungen haben Critical Incident Reporting Systeme (CIRS) implementiert und fördern damit einen offeneren Umgang mit Fehlern und Beinahe Fehlern. Ziel des systematischen Literaturreviews war es unterschiedlichen Begrifflichkeiten und Definitionen, die bei der Kommunikation über Fehler in der Onkologie verwendet werden, zu erheben. Zudem wurde untersucht, welche Aussagen aus der dokumentierten Anzahl von Fehlern abgeleitet werden können.

Methodik: In Pubmed wurde ein systematischer Literaturreview mit einer Kombination mehrerer Suchstrategien in Titel und Abstract durchgeführt. Inkludiert wurden nur Reviews ab dem Jahr 2000. Insgesamt wurden 57 Reviews ausgewertet.

Ergebnisse: Die dokumentierten Fehlerraten unterscheiden sich deutlich voneinander. Bei einigen Reviews wurden Fehlerraten von weniger als 10 bis zu maximal 50 Prozent angegeben, andere Reviews beinhalteten Fehlerraten von 80 Prozent und mehr. Diese Unterschiede resultieren in erster Linie aus einer unterschiedlichen Definition von Fehlern. Aufgrund dieses Sachverhaltes lassen sich Zahlen über die Anzahl dokumentierter Fehler aus unterschiedlichen Studien nicht einfach miteinander vergleichen.

Schlussfolgerungen: Die Vielzahl an Definitionen verhindert derzeit einen Vergleich unterschiedlicher Einrichtungen anhand der dokumentierten Fehler. Allerdings würde ein solches Ranking den MitarbeiterInnen auch einen Anreiz bieten Fehler nicht zu dokumentieren. Eine gute Fehlerkultur würde damit behindert. Deshalb sollte die Kommunikation über Fehler in den einzelnen Einrichtungen verbleiben und hier ein einheitliches Verständnis von Fehlern und eine offene Haltung zu Fehlern angestrebt werden. Begrifflichkeiten und dazugehörige Definitionen von Fehlern sind in ausreichendem Maße vorhanden und müssen in den Einrichtungen nicht neu entwickelt werden.