Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A315
DOI: 10.1055/s-0032-1323478

Alterseffekte von Effort-Reward-Ratio und Gesundheitsindikatoren bei psychisch belasteten Berufsgruppen

R Seibt 1, S Spitzer 1, S Ulbricht 1, G Freude 2
  • 1Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin der TU Dresden, Dresden
  • 2Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Berlin

Ziel: Das ERI-Modell konzeptionalisiert den Zusammenhang des (chronisch erlebten) Ungleichgewichts von Verausgabung und Belohnung (ERI) und gesundheitlichen Folgen. Für Männer werden widersprüchliche Effektstärken für Zusammenhänge zwischen arbeitsbedingten Gratifikationskrisen und Gesundheitsindikatoren berichtet. Ziel der Studie war es, diese Zusammenhänge altersbezogen für männliche Führungskräfte (FÜ) und Lehrer (LE) zu untersuchen. Methodik: Bei 47 FÜ und 99 LE (Ø Alter: 49±8 Jahre) wurde das Effort-Reward-Ratio (ER-Ratio) und dessen Zusammenhang zu Gesundheitsindikatoren für zwei Altersgruppen (<45 Jahre, n=48; ≥45 Jahre, n=98) geprüft. Das ER-Ratio (ERI-Questionnaire), die Gesundheitsindikatoren (Body Mass Index, Blutdruck, Fitness, Rauchen, Sport, Beschwerden) und Erholungsunfähigkeit (FABA) wurden in einer Vorsorgeuntersuchung erhoben. Ergebnisse: FÜ unterscheiden sich von LE durch ein günstigeres ER-Ratio (p<0,001), das bei FÜ aus höherer Anerkennung resultiert (p<0,001). FÜ weisen kein ERI-bezogenes Gesundheitsrisiko (LE jünger: 16%, LE älter: 9%) und keine auffälligen Erholungswerte auf (LE: 10%). Erwartungsgemäß steigen mit dem Alter in beiden Berufsgruppen Body Mass Index und Blutdruck an und nimmt Fitness ab. Übergewicht liegt bei 2/3 der jüngeren FÜ und LE, aber bei mehr als 3/4 der älteren Gruppen vor. Hypertonie ergibt sich in den jüngeren Gruppen bei 25% der FÜ und 37% der LE, in den beiden älteren Gruppen für 50%. Schlechte Fitness besteht besonders für ältere LE (26%). FÜ berichten weniger Beschwerden als LE (p<0,001). Nach Auspartialisierung des Alters bestehen zwischen ER-Ratio und kardiovaskulären Risikofaktoren sehr geringe, zu Beschwerden und Erholungsunfähigkeit geringe Korrelationen. Schlussfolgerung: FÜ weisen personenbezogene Ressourcen auf. Das günstige ER-Ratio scheint bei ihnen eine individuelle Ressource der Anforderungsbewältigung darzustellen, die sich auch mit zunehmendem Alter als protektiver Faktor der Gesundheit auswirkt.