Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A312
DOI: 10.1055/s-0032-1323475

Evaluation der Integrierten Versorgung Gesundes Kinzigtal – Über-, Unter- und Fehlversorgung in der Region Kinzigtal 2004 – 2010 im Vergleich zum übrigen Baden-Württemberg

I Schubert 1, I Köster 2, U Stößel 3, A Siegel 3
  • 1PMV forschungsgruppe, Universität zu Köln, Köln
  • 2PMV forschungsgruppe an der Universität zu Köln, Köln
  • 3Universität Freiburg, Abt. f. Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Freiburg

Einleitung:

Die Integrierte Versorgung Gesundes Kinzigtal (IVGK) wird umfassend evaluiert [1, 2]. Die sog. ÜUF-Studie untersucht die Entwicklung von Über-, Unter- und Fehlversorgung von AOK- und LKK-Versicherten im Kinzigtal (Interventionsregion) im Vergleich zum übrigen Baden-Württemberg (Vergleichsregion).

Methoden und Fragestellung:

Die ÜUF-Studie ist eine quasi-experimentelle kontrollierte Studie. Sie untersucht die Versorgung aller im Kinzigtal lebenden AOK- und LKK-Versicherten (31.000 Vers.) im Vergleich zum übrigen Baden-Württemberg (12,5% Stichprobe) auf Basis von GKV-Routinedaten anhand von Qualitätsindikatoren (QI) und Kennziffern. Für die Evaluation werden Indikatoren zu insgesamt 9 Indikationen gebildet. Als Basisjahr gilt 2004, der Follow-Up-Zeitraum reicht von 2005–11. Zurzeit liegen Ergebnisse bis 2008 vor; präsentiert werden Daten bis 2010.

Ergebnisse:

Exemplarisch berichtet werden QI zur Versorgung von Osteoporose-Patienten: Bei 6% der volljährigen Versicherten war 2008 eine Osteoporose dokumentiert. Der QI „Anteil der Patienten mit Fraktur an allen bekannten Osteoporose-Patienten“ zeigt 2008 für das Kinzigtal mit 22% einen deutlich geringeren Wert als für die Vergleichsgruppe mit 30% (OR: 0,68; 95% KI: 0,59–0,78). In den Jahren 2006–08 blieb der Anteil im Kinzigtal konstant; in der Vergleichsgruppe stieg er an. Die Indikatorwerte sind adjustiert nach Geschlecht, Alter, Charleson-Score im Vorjahr und Multimorbidität im Vorjahr. Hinsichtlich des QI „Anteil der Patienten mit spezifischer Medikation an allen Osteoporose-Patienten mit Fraktur“ zeigt sich für das Kinzigtal eine höhere Behandlungsprävalenz als in der Vergleichsgruppe.

Diskussion und Schlussfolgerungen:

Es ergeben sich Indizien für eine wirksamere Vermeidung von Frakturen bei Osteoporose-Patienten im Kinzigtal. Auch der zweite berichtete QI weist auf einen tendenziellen Versorgungsvorteil im Kinzigtal hin. Zu diskutieren sind Fragen zur Validität der QI.

Literatur: [1] Siegel A, Stößel U, Schubert I, Erler A (2011): Probleme der Evaluation regionaler integrierter Vollversorgungssysteme am Beispiel Gesundes Kinzigtal. In: ZEFQ 105 (8): 590-596.

[2] Siegel A, Köster I, Schubert I, Stößel U (2011): Evaluation der Integrierten Versorgung Gesundes Kinzigtal: Konzeption, Herausforderungen, Lösungsmöglichkeiten. In: Amelung V, Eble S, Hildebrandt H (Hrsg.): Innovatives Versorgungsmanagement. Neue Versorgungsformen auf dem Prüfstand. Berlin: Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft: 145-155.