Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A277
DOI: 10.1055/s-0032-1323440

Das Konzept gesundheitsrelevanter Lebensstile in der Theorie der Prävention

D Röding 1
  • 1Hochschule Neubrandenburg - Fachbereich Gesundheit, Pflege Management, Neubrandenburg

Hintergrund: Medizinsoziologische Präventionsforschung interessiert sich für das Zusammenwirken von Verhaltens- und Verhältnisprävention. Das Konzept gesundheitsrelevanter Lebensstile wird als Scharnier zwischen Struktur- und Handlungstheorie diskutiert, mit dem das Zusammenspiel materieller und kultureller Faktoren erklärt werden kann. Ziel ist es, dieses Konzept für die Praxis von Prävention und Gesundheitsförderung fruchtbar zu machen. Hierfür war eine etablierte Typologie gesundheitsrelevanter Lebensstile weiterzuentwickeln und eine allgemeine Typologie gesundheitsrelevanter Lebenslagen zu erarbeitet.

Daten und Methoden: Datenbasis ist die 3. Erhebungswelle (2008) eines Gesundheitssurveys (n=1.246) im ländlich-peripheren Raum Nordostdeutschlands. Zur Weiterentwicklung der Lebensstiltypologie wurden Ergebnisse verschiedener Clusteranalyseverfahren und Latenter Klassen Analysen verglichen. Die Lebenslagen wurden mittels Clusterzentrenanalysen typologisiert. Ergebnisse von Clusteranalysen wurden auf inhaltliche Stabilität untersucht.

Ergebnisse: Der Lebensstiltypus des Interventionisten konnte in Roborantienorientierte, Gemäßigte und Sportorientierte, der Typus des Gesundheitsnihilisten in Alkohol- und Nikotinversierte differenziert werden. Der größte Teil der Stichprobe (~50%) wurde als Gesundheitspraktiker klassifiziert. Aktuelle Zusammenhangsanalysen zwischen den Typologien gesundheitsrelevanter Lebenslagen und Lebensstile sowie Gesundheit sollen ein verstehendes Erklären milieuspezifischer Lebensweisen und Gesundheitsvariationen ermöglichen.

Ausblick: Aktuell werden die 2. (1994) und 3. Welle zu einem Panel zusammengeführt, um vorhandene Hypothesen zu kausalen Zusammenhängen zwischen gesundheitsrelevantem Lebensstil und Lebenslage zu testen. Es wird erwartet, dass das verstehende Erklären milieuspezifischer Lebensweisen und Gesundheitsvariationen zur besseren Definition von Zielgruppen und lebensweltlich angemessenen Präventionskonzepten beiträgt.