Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A258
DOI: 10.1055/s-0032-1323421

Wie kann die Versorgung von Menschen mit Demenz im Krankenhaus verbessert werden? – Eine Analyse von Veränderungskonzepten

C Pinkert 1, B Holle 1
  • 1Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), Witten

Der Anteil der Menschen mit Demenz an der Zahl der Krankenhauspatienten in Deutschland wird auf 12% geschätzt [1]. Das bedeutet für ein Krankenhaus durchschnittlicher Größe, dass täglich rund 40 Patienten behandelt und gepflegt werden, die zusätzlich zu der akuten Erkrankung, die zur Einweisung geführt hat, mit einer Demenz leben. Die Krankenhausbehandlung ist für Menschen mit Demenz mit einer Reihe von Risiken mit verbunden. Dazu zählen die Verlängerung der Verweildauer, eine Abnahme der physisch funktionalen Fähigkeiten, vermehrtes Auftreten nosokomialer Infektionen und eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, nach der Krankenhausbehandlung nicht wieder in die häusliche Umgebung zurückkehren zu können [2,3,4,5]. In einer Studie am DZNE Witten sind verschiedene Praxisprojekte, die zu einer Verbesserung der Versorgung von Menschen mit Demenz führen sollen, empirisch untersucht worden. In Experteninterviews und Gruppendiskussionen wurden Projektbeteiligte zu Versorgungsproblematiken, organisatorischen und strukturellen Rahmenbedingungen, erzielten Verbesserungen und Umsetzungshürden befragt. Die Ergebnisse der Studie offenbaren vielfältige Problemlagen, die sich nicht nur aus den Beeinträchtigungen der Patienten mit Demenz ergeben, sondern auch aus der räumlichen und organisatorischen Struktur von Krankenhäusern, der Qualifikation und Haltung der Mitarbeitenden und unternehmerischen Zielen der Institution. Verbesserungskonzepte fokussieren deshalb vor allem auf eine demenzspezifische Fortbildung des Personals und die Anpassung des räumlichen Milieus. Hinderliche Faktoren für eine flächendeckende Umsetzung demenzspezifischer Konzepte sind vor allem ein Mangel Veränderungsbereitschaft quer durch alle Berufsgruppen sowie fehlende Ressourcen. Aus den Erfahrungen der analysierten Projekte lassen sich Empfehlungen ableiten für all diejenigen, die eine bessere Versorgung von Menschen mit Demenz im Krankenhaus anstreben.

Literatur: [1] Arolt, V., Driessen, M., & Dilling, H. (1997). Psychische Störungen bei Patienten im Allgemeinkrankenhaus. Deutsches Ärzteblatt, 94(20), A-1354-1358

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[3] Lyketsos, C. G., Sheppard, J. M., & Rabins, P. V. (2000). Dementia in elderly persons in a general hospital. Am J Psychiatry, 157(5), 704-707

[4] Mukadam, N., & Sampson, E. L. (2010). A systematic review of the prevalence, associations and outcomes of dementia in older general hospital inpatients. International Psychogeriatrics, 1-12

[5] Sampson, E. L., Blanchard, M. R., Jones, L., Tookman, A., & King, M. (2009). Dementia in the acute hospital: prospective cohort study of prevalence and mortality. Br J Psychiatry, 195(1), 61-66