Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A246
DOI: 10.1055/s-0032-1323409

Ältere Menschen mit Präventionsmaßnahmen gezielt erreichen – Ansprache und Erreichbarkeit über verschiedene Zugangswege

C Patzelt 1, B Deitermann 2, S Heim 3, C Krauth 4, G Theile 5, U Walter 6
  • 1Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • 2Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • 3Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • 4Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • 5Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • 6Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover

Hintergrund: Zugehende Präventionsmaßnahmen, wie die individuelle Beratung durch präventive Hausbesuche, gelten als geeignete Strategie, um älteren schwer erreichbaren Menschen Prävention näher zu bringen (Soom Ammann, Salis Gross 2011). Im Vorfeld stellt sich das Problem der Teilnehmergewinnung: Wie kann die Zielgruppe zur Teilnahme motiviert werden (Ansprache)? Über welche Zugangswege können Ältere mit unterschiedlichen Gesundheitsrisiken erreicht werden? Diesen Fragen ging die BMBF-geförderten Studie „Ältere gezielt erreichen“ (2008–2011) am Bsp. des präventiven Hausbesuchs nach. Methoden: In einer qualitativen Studienphase wurde die bisherige Ansprache (Flyer, Anschreiben) zielgruppenspezifisch optimiert und ein Fragebogen (13 Items) zur Zielgruppeneingrenzung entwickelt. Die zweite Studienphase (12 Monate) umfasste die Evaluation von zwei Zugangswegen (Hausarztpraxis (HA), Krankenkasse (KK)), über welche die Zielgruppe (ZG) mit dem Kurzfragebogen ermittelt wurde und anschließend die alters- und gendersensible Ansprache erhielt. Präventionsberaterinnen der KK erfragten telefonisch die Teilnahmebereitschaft. Angesprochen wurden über 65-jährige, nicht pflegebedürftige AOK-Versicherte in vier Regionen in Niedersachsen. Ergebnisse: Über den Zugang HA (n=13) konnten 240 Versicherte, über die KK 768 kontaktiert werden. HA: ältere Versicherte (75 Jahre vs. 73 Jahre; CI 0,71–2,97; p<0,05), mehr Männer (33,8% vs. 25,9%; p<0,05), mehr Zielgruppenangehörige (58,8% vs. 40,5%; p<0,05). Die erreichte ZG unterschied sich nach Zugangsweg: KK=jünger, alleinlebend, Trauer/Verlusterfahrung, HA=Polypharmazie, Schmerzen, Bewegungseinschränkungen. Teilnahme der ZG am Programm: KK=30,2%, HA=34,8%. Diskussion: Über den KK-Zugang konnten im gleichen Zeitraum mehr Versichere angesprochen werden; jedoch war die Erfolgsquote bezogen auf die erreichte ZG und Teilnahme über den HA-Zugang höher. Da unterschiedliche Zielpersonen erreicht wurden, sollten sich Zugangswege ergänzen.

Literatur: Soom Ammann E, Salis Gross C (2011): Alt und schwer erreichbar. Best Practice Gesundheitsförderung im Alter bei benachteiligten Gruppen. München: Martin Meidenbauer Verlagsbuchhandlung