Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A241
DOI: 10.1055/s-0032-1323404

Die Integration der Zahnmedizin in das Konzept der Konduktiven Förderung von Patienten mit Infantiler Cerebralparese (ICP)

W Olivier 1, K Juhász 2, F Schaffhauser 3
  • 1Zahnklinik am Knappschaftskrankenhaus Bottrop, Bottrop
  • 2Internationales Andás Petö Institut für Konduktive Förderung und Hochschule für Konduktorenausbildung, Budapest, Ungarn
  • 3Internationales András Petö Institut für Konduktive Förderung und Hochschule für Konduktorenausbildung, Budapest, Ungarn

Unter Infantiler Cerebralparese (ICP) wird eine bleibende, nicht progrediente, jedoch im Erscheinungsbild über Jahre sich ändernde Haltungs- und Bewegungsstörung verstanden, die infolge einer prä, peri- oder postnatalen Schädigung des sich noch entwickelnden Gehirns entsteht. Prof. Dr. András Petö begründete in den 40er Jahren die „Konduktive Förderung“ als Integration aller Entwicklungs- und Persönlichkeitsbereiche des Kindes in einem einheitlichen pädagogisch-therapeutischen Ansatz, in welchem traditionelle Zugangsarten wie Basale Stimulation, musiktherapeutische Improvisation und Kommunikation, sowie soziale Interaktion zusammengeführt werden. Durchgeführt wird die spezielle Förderung von sog. Konduktoren, die in einer universitären Ausbildung von acht Semestern an der Internationalen Hochschule Petö-Institut in Budapest Grundkenntnisse in verschiedenen Fachdisziplinen erwerben. In der Zahnmedizin ist die Behandlung von behinderten Kindern längst ein wissenschaftlicher Fokus, jedoch fehlt es an entsprechenden durchgreifenden und systematischen Koordinierungskonzepten. Hier gilt es eine individuelle, lebensbegleitende Prophylaxe neben einer risikoadaptierten, speziellen Therapie zu etablieren. Bei Ausschöpfung aller aktuell zur Verfügung stehender therapeutischer Mittel kann bei behinderten Kindern der dentale Gesundheitszustand verbessert und erhalten werden. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist dabei die konkrete zahnmedizinische Wissensvermittlung an die Pflegeexperten, die Behandler und die betroffenen Eltern. Am Beispiel der Konduktiven Förderung soll eine frühzeitige und strukturierte Integration der Zahnmedizin in die universitäre Ausbildung, die Fort- und Weiterbildung und die allgemeine Aufklärung aufgezeigt und eine Übertragung auf andere multidisziplinäre Behandlungsmethoden von geistig oder körperlich behinderten Kindern überprüft werden.

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