Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A238
DOI: 10.1055/s-0032-1323401

Zur mobilen zahnärztlichen Versorgung im Kanton Zürich – Ein Modell für das deutsche Gesundheitssystem?

I Nitschke 1, A Stillhart 1, J Kunze 1, B Sobotta 2, T Reiber 2
  • 1Klinik für Alters- und Behindertenzahnmedizin, Zentrum für Zahnmedizin, Universität Zürich, Zürich, Schweiz
  • 2Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde, Freidrich-Louis-Hesse-Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde und Orale Medizin, Universität Leipzig, Leipzig

Die Vierte Deutsche Mundgesundheitsstudie hat gezeigt, dass 78% der 65- bis 74-Jährigen bezahnt und nur noch zu 22% zahnlos sind. Aufgrund lebenslanger präventiver Maßnahmen gehen immer weniger Zähne verloren. Die Inanspruchnahme zahnmedizinischer Dienstleistungen nimmt mit zunehmender Gebrechlichkeit ab, sodass in einer Pflegesituation oft desolate Mundsituationen vorhanden sind. Zurzeit erfolgt in Deutschland die zahnmedizinische Betreuung von stationär Pflegebedürftigen durch den Einsatz von einigen sozial engagierten Zahnärzten, wobei der Mehraufwand (z.B. zusätzliche mobile Behandlungseinheit und Instrumentarium) nicht honoriert wird. Es besteht die Notwendigkeit, eine gute zahnmedizinische Betreuung in der Pflege zu etablieren.

In Zürich wird eine mobile Zahnklinik (mobiDent™) zur zahnmedizinischen Versorgung von institutionalisierten, pflegebedürftigen Menschen eingesetzt. Das Ziel ist, Chancengleichheit für pflegebedürftige Menschen für eine gute zahnmedizinische Versorgung zu erreichen. Die mobile Zahnklinik wird in 60–90 Minuten im Altenheim aufgebaut und besteht u.a. aus 3 Behandlungseinheiten. Auf Wunsch des Patienten werden Kontrolluntersuchungen, Prophylaxemaßnahmen und anstehende, kleinere Behandlungen durchgeführt.

Die mobile Zahnklinik, die mehrere Tage vor Ort ist, ermöglicht dem Patienten den Zugang zur Versorgung, ein kontrollorientiertes Besuchsverhalten und eine Zunahme der mundbezogenen Lebensqualität. Transport- und Personalkosten der betreuenden Einrichtung werden reduziert. Die Kommunikation zwischen Pflege und Zahnarztteam ist leicht, da alles direkt am Patienten besprochen und demonstriert werden kann. Nicht zuletzt die Reduktion der Kosten aufgrund der Prävention von Pneumonien, Malnutrition, mundbezogener Herz-Kreislaufbelastung ist ein entscheidender Vorteil. Da Daten aus 5 Behandlungsjahren zur Verfügung stehen, ist es möglich, die Wirtschaftlichkeit des Schweizer Konzeptes im Deutschen Gesundheitssystem zu überprüfen.