Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A213
DOI: 10.1055/s-0032-1323376

Sozialindikative Modellierung der regionalen ärztlichen Versorgung am Beispiel Berlins

G Meinlschmidt 1, S Bettge 1
  • 1Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales Berlin, Berlin

Hintergrund und Fragestellung:

Die ambulante ärztliche Versorgung in Deutschland ist durch die Bedarfsplanungsrichtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses geregelt. Die bisherige Bedarfsplanung auf der Basis von Soll-Vorgaben für die Einwohner-Arzt-Relationen wird für überarbeitungsbedürftig gehalten. Im Versorgungsstrukturgesetz werden Spielräume zur Berücksichtigung zusätzlicher Parameter wie der „regionalen Demographie und Morbidität“ (§ 99 SGB V) eröffnet. Im Beitrag werden am Beispiel Berlins mögliche Parameter eines Planungsmodells exploriert sowie ein exemplarisches sozialindikatives Modell zur Diskussion gestellt.

Methode:

Bezogen auf die räumliche Ebene der 12 Berliner Bezirke werden für die zwei Arztgruppen der Hausärzte und Psychotherapeuten Indikatoren der Bevölkerungs- und Sozialstruktur aus der amtlichen Statistik sowie der Versorgungssituation und des Versorgungsbedarfs aus Daten der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin hergeleitet und als mögliche Parameter eines modifizierten Modells zur Bedarfsplanung exploriert.

Ergebnisse:

Das bestehende Versorgungsangebot weist nur schwache bis negative Zusammenhänge mit den Indikatoren des Versorgungsbedarfs auf. Eine ungleiche Ärzteverteilung über die Stadt, regional differenzierte Morbiditätslasten und Inanspruchnahmeverhalten führen zu einem hohen Anteil von Patientenbewegungen über die Bezirksgrenzen hinweg. Ein Modell zur Umverteilung der in Berlin vorhandenen Arztsitze anhand der bezirklichen Bevölkerungszahlen sowie eines Sozial- und eines Morbiditätsindexes weist „Fehlallokationen“ in Höhe von mehreren hundert Arztsitzen in Berlin insgesamt aus.

Diskussion und Schlussfolgerungen:

Die Ergebnisse zeigen auf der räumlichen Ebene der Berliner Bezirke eine mangelnde Passung von bestehendem Versorgungsangebot und Versorgungsbedarf. Das vorgestellte Modell stellt einen aus einer Vielzahl möglicher Ansätze zur kleinräumigen Bedarfsplanung dar und bietet somit eine Diskussionsgrundlage.