Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A200
DOI: 10.1055/s-0032-1323363

Das Patientenhaus Mannheim – Eine Alternative zur gängigen Krankenhausversorgung von Low-Care Patienten?

S Löffert 1, K Blum 1
  • 1Deutsches Krankenhausinstitut e. V., Düsseldorf

Problemstellung: Im Patientenhaus Mannheim (PHM), einer alternativen Versorgungsform der Universitätsmedizin Mannheim zur gängigen Krankenhausversorgung, werden Patienten der Low-Care Versorgung in einem 119 Betten-Haus von 12 Pflegekräften betreut. Den Patienten wird dabei der Standard eines Drei-Sterne-Hotels als Regelleistung angeboten. Bedingt dadurch ergeben sich neue Struktur- und Organisationszwänge in der pflegerischen – und ärztlichen Versorgung.

Methode: Evaluation des Konzeptes Patientenhaus im Jahr 2010/2011: Strukturierte Interviews mit Mitarbeitern, Führungskräften und Bauträger des PHM; Sekundärdatenanalyse: z.B. Fallstrukturen, Leistungsstrukturdaten, Patientenbefragungen; Dokumentenanalyse: z.B. Konzeptpapiere, Prozessbeschreibungen.

Ergebnisse: Die Mitarbeiter des PHM werden ausschließlich entsprechend ihrer Qualifizierung eingesetzt: Pflegekräfte für die pflegerischen Kernleistungen, übriges Personal (Rezeption, Küche, Restaurant- und Servicekräfte) für Service- und Hotelleistungen. Für das Krankenhaus bzw. den -träger hat das Modell ökonomische Vorteile. Patientenkomfort und Servicequalität sind erhöht. Die Übertragbarkeit des Konzepts auf andere Krankenhäuser ist, je nach Patientenpotenzial, bei einer Mindestgröße von 400–600 Betten gegeben. Identifizierter Verbesserungsbedarf bezieht sich nicht primär auf das Konzept sondern vielmehr auf dessen konkrete Umsetzung.

Schlussfolgerungen: Beim Patientenhaus Mannheim handelt es sich um ein neues Konzept ohne vergleichbare Vorbilder in Deutschland, das sich Trotz der aufgezeigten Verbesserungspotentiale in hohem Maße bewährt hat. Es bietet Vorteile für alle Beteiligten: Krankenhaus, Mitarbeiter und Patienten. Angesichts der demographischen Entwicklung und steigender Patientenerwartungen dürfte die Bedeutung dieser Versorgungsform in den nächsten Jahren und Jahrzehnten merklich zunehmen.