Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A199
DOI: 10.1055/s-0032-1323362

Verordnungsverhalten von Aliskiren in Kombination mit ACE-Hemmern und AT1-Antagonisten

S Lochner 1, P Neubauer 1, L Goltz 1, W Kirch 1
  • 1Institut für Klinische Pharmakologie, TU Dresden, Dresden

Einleitung: Aliskiren ist der erste, seit 2007 auf dem deutschen Markt erhältliche direkte Renin-Inhibitor zur Therapie der arteriellen Hypertonie. Jahrelang wurde ein synergistischer Effekt bei der Kombination dieses Arzneistoffs mit anderen das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) beeinflussende Wirkstoffe diskutiert. Aktuelle Ergebnisse der ALTITUDE-Studie widerlegen diese Theorie jedoch [1]. Ziel der Untersuchung war es daher, das Verordnungsverhalten von Aliskiren als Mono- und Kombinationstherapie in den letzten 5 Jahren zu ermitteln. Methodik: Datengrundlage stellte die relationale Datenbank des unabhängigen Arzneimittelberatungsdienstes für Patienten am Institut für Klinische Pharmakologie der TU Dresden dar. Hier werden seit 2001 alle Anfragen anonymisiert gespeichert. Alle Patientenanfragen aus den Jahren 2007–2011 wurden hinsichtlich der Einnahme von Aliskiren und Komedikationen deskriptiv ausgewertet. Ergebnisse: Zwischen 2007–2011 kontaktierten insgesamt 3024 Hypertoniker den Arzneimittelberatungsdienst. In dieser Zeit stieg der Anteil der anfragenden Patienten, die Aliskiren erhielten, kontinuierlich von 0,26% (2007) auf 5,08% (2011). Seit 2008 nahm durchschnittlich über die Hälfte der mit Aliskiren therapierten Hypertoniker gleichzeitig ACE-Hemmer (ACEH) (16,3%) oder AT1-Antagonisten (ARB) (43,3%) ein. Zusätzlich wurde jährlich bei bis zu 15,2% der Anfragenden Aliskiren mit ACEH und ARB kombiniert. Diskussion: Aliskiren als Antihypertensivum der 2. Wahl erfuhr nach Markteinführung einen stetigen Verordnungszuwachs. Ein Großteil der Patienten der Untersuchung erhielt gleichzeitig ACEH und/oder ARB, obwohl die Sicherheit und Wirksamkeit dieser Kombinationen bis dato nicht geklärt war. Die aktuellen Daten der ALTITUDE-Studie weisen darauf hin, dass diese Patienten einem erhöhten Risiko für nachteilige Folgen der Kombinationstherapie ausgesetzt waren. Die Gründe für solche Verordnungen sollten in weiteren Studien untersucht werden, um die Sicherheit der Patienten bei neuen Pharmakotherapien zu erhöhen.

Literatur: [1] Rote-Hand-Brief zu Aliskiren-haltigen Arzneimitteln (Novartis Pharma GmbH vom 27.02.2012); http://www.akdae.de/Arzneimittelsicherheit/RHB/20120227.pdf