Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A183
DOI: 10.1055/s-0032-1323346

Können Unterschiede in den Ergebnissen von Patientenbefragungen mittels Schlüsselpersonen- und Mitarbeiterbefragungen erklärt werden?

C Kowalski 1, L Ansmann 1, H Pfaff 1
  • 1Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft der Humanwissenschaftlichen Fakultät und der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln (IMVR), Köln

Hintergrund: Patientenbefragungen sind ein verbreitetes Instrument im Rahmen des Qualitätsmanagements in der stationären Versorgung. Derartige Befragungen ermöglichen den Vergleich von Leistungserbringern mit der Konsequenz, dass einzelne sichtbar besser oder schlechter abschneiden als andere. Werden derartige Unterschiede gefunden, stellt sich die Frage, welche Maßnahmen eingeleitet werden können, um im nächsten Befragungszyklus bessere Ergebnisse zu erreichen. Ziel: Mittels Schlüsselpersonen- (SB) und Mitarbeiterbefragungen (MB) soll untersucht werden, ob Merkmale von Brustkrebszentren (Fallzahl, Lehrstatus, Belastungen der Mitarbeiter) identifiziert werden können, die das unterschiedliche Abschneiden der Krankenhäuser bei Patientenbefragungen erklären können. Daten und Methoden: Daten von zwei Patientenbefragungen (2010) mit 7301 und 3858 Patienten werden mit den Daten zweier SB und einer MB aus den entsprechenden Brustkrebszentren gematcht. Mehrebenenanalysen werden berechnet, um im Sinne einer multiperspektivischen Organisationsdiagnostik Faktoren zu identifizieren, die mit besserem Abschneiden bei Patientenbefragungen assoziiert sind. Ergebnisse: Trotz augenscheinlich substanzieller Unterschiede bei einer Vielzahl von Patientenbefragungsindikatoren sind die ICCs in den Nullmodellen relativ klein. Die mit den Mitteln der SB gewonnenen Indikatoren tragen kaum zur Erklärung der Varianz in den Patientenbefragungsindikatoren bei. Mittels MB erhobene Merkmale sind hingegen vielfach deutlich und in der erwarteten Richtung mit Patientenbefragungsergebnissen assoziiert. Diskussion: Der Beitrag von SB zur Erklärung der Varianz von Patientenbefragungsergebnissen ist vergleichsweise gering, die relative Homogenität der Brustkrebszentren und die Selbstselektion der teilnehmenden Krankenhäuser werden als Ursachen diskutiert. Die aufwändigere MB ermöglicht eine Identifikation relevanter, mit den Ergebnissen der Patientenbefragung assoziierter Faktoren erheblich besser.