Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A149
DOI: 10.1055/s-0032-1323312

Regionale und soziale Gesundheitsunterschiede auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene: Ergebnisse des Mikrozensus 2009

A Hollederer 1
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Erlangen

Einführung: Die Bedarfsplanungen in der Gesundheitsversorgung erfolgen weitgehend über Verhältniszahlen zu Einwohnern, z.B. Arzt oder Krankenhausbett je 1.000 Einwohner. Stimmt aber das tatsächliche Morbiditätsgeschehen mit einer solchen Annahme von Bedarf überein? Eine der bedeutendsten Datenquellen zum Krankenstand in der Bevölkerung ist in Deutschland und in den Bundesländern der amtliche Mikrozensus. Die repräsentativen Gesundheitsergebnisse können auch für die Kreise zumindest in NRW hochgerechnet werden.

Methode: Der Mikrozensus 2009 besteht aus einem Hauptfragenprogramm mit gesetzlicher Auskunftspflicht und einem fakultativen Gesundheitsprogramm. Der Auswahlsatz liegt bei 1% der Bevölkerung. Der Mikrozensus wird unterjährig erhoben und ermittelt Krankenstände im Jahresdurchschnitt 2009.

Ergebnisse: Zwischen den Bundesländern und zwischen den Kreisen in NRW bestehen hohe Disparitäten in den Krankenstandsquoten. Die Krankenstände sind mit sozialen Faktoren wie dem Bildungsstand assoziiert. Je niedriger das Haushaltsnettoeinkommen, desto höher ist der Krankenstand. Die Arbeiter leiden überproportional häufig an Krankheiten/Unfallverletzungen. Die Krankenstände der Erwerbsbevölkerung steigen in den Kreisen und kreisfreien Städten in NRW mit dem Anteil von Personen, die ihren Lebensunterhalt überwiegend durch Arbeitslosengeld I oder „Hartz IV“ bestreiten.

Fazit: Der Mikrozensus offenbart große regionale Disparitäten und sozial bedingte Gesundheitsunterschiede in der Bevölkerung. Er hat durch seine hohen Fallzahlen, Erhebungsmethoden und Fragenprogramme ein großes Potenzial, wesentliche Datengrundlagen für ein kontinuierliches Berichterstattungssystem auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene zur Gesundheit der Bevölkerung und sozialen Gruppen zu erbringen. Die Ergebnisse können für die regionalen Bedarfsplanungen in der Gesundheitsversorgung und die Entwicklung von zielgruppenspezifischen Strategien in der Prävention und Gesundheitsförderung dienen.

Literatur: Hollederer A. Gesundheit und Krankheit in Bund, Land NRW und dessen Kommunen. Ergebnisse des Mikrozensus 2009. Bundesgesundheitsbl 2012b;55:416–426.