Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A147
DOI: 10.1055/s-0032-1323310

Parodontitisprävention und -therapie – eine Herausforderung vor dem Hintergrund epidemiologischer Daten

T Hoffmann 1
  • 1Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden AöR, Dresden

Hauptursache des Zahnverlusts in der Erwachsenen- und Seniorenpopulation sind Karies und Parodontitis. Parodontitis wird als Risikoindikator für chronisch ischämische Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes mellitus, niedergewichtige Frühgeburten, COPD sowie Fettstoffwechselstörungen diskutiert, erfährt durch Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen, Übergewicht ein erhöhtes Progressionsrisiko weist pathogenetische Similaritäten zur rheumatoiden Arthritis auf. Aus diesen medizinischen Assoziationen resultiert die dringende Notwendigkeit der Prävention auf Bevölkerungsebene.Für die Karies wurden Erfolge bei Kindern, Jugendlichen und 35–44-Jährigen erreicht (Ergebnisse der vierten deutschen Mundgesundheitsstudie – DMS IV). Erwachsene und Senioren verfügen heute über 1,5 bzw. 3,5 Zähne mehr als zur DMS III (1997). Dem steht in der Erwachsenen- wie in der Seniorenpopulation ein Anstieg der Parodontitisprävalenz (Erwachsene: 20 Prozentpunkte für flache, 6 Prozentpunkte für tiefe; Senioren: 8 Prozentpunkte bzw. 15 Prozentpunkte für flache/tiefe Zahnfleischtaschen) gegenüber.Professionelle Kontrolle des oralen Biofilms beugt gingivaler Entzündung vor. Für die parodontale Entzündung gelingt dies nicht oder nur eingeschränkt (Gunsolley 2006). Gleiches deuten Ergebnisse von Matthews (2010) an, die die positiven Effekte früherer Studien zur Nachsorge (Axelsson et al. 2004), dass das Therapieergebnis der Parodontitis ausschließlich über optimale Kontrolle des oralen Biofilms gehalten werden kann, nicht durchgängig bestätigen. Unter diesem Aspekt bedarf es einer Überdenkung aktueller Präventionskonzepte in der Parodontologie.Auf der anderen Seite erlangt die Parodontitistherapie und -nachsorge aus der Sicht ihres systemischen Effekts wie Senkung der CRP-Titer, IL 6-Titer und des total- und LDL-Cholesterols (D'Aiuto et al. 2005), sowie ihres Impacts auf die Lebensqualität (Cunha-Cruz et al. 2007) eine erweiterte, gesamtgesundheitliche Dimension.

Literatur: Axelsson P, Nyström B, Lindhe J: The long-term effect of a plaque control program on tooth mortality, caries and periodontal disease in adults. Results after 30 years of maintenance. J Clin Periodontol 31 (2004) 749-757.

Cunha-Cruz J, Hujoel PP, Kressin NR: Oral health-related quality of life of periodontal patients. J Periodontal Res 42 (2007) 169-176.

D'Aiuto F, Nibali L, Parkar M, Suvan J, Tonetti M: Short-term effects of intensive periodontal therapy on serum inflammatory markers and cholesterol.J Dental Res 84 (2005) 269-273.

Gunsolley, JC : A meta-analysis of six-month studies of antiplaque and antigingivitis agents. J Am Dent Assoc 137 (2006) 1649-1657.