Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A101
DOI: 10.1055/s-0032-1323264

Veränderungen der Medikation durch Hausärzte nach Krankenhausentlassung

D Gröber-Grätz 1, UM Waldmann 1, U Metzinger 2, P Werkmeister 3, M Gulich 1, HP Zeitler 1
  • 1Institut für Allgemeinmedizin, Universität Ulm, Ulm
  • 2Facharzt für Allgemeinmedizin, Friedrichshafen
  • 3Fachärztin für Innere Medizin, Volkertshausen

Einleitung: An der stationären-ambulanten Schnittstelle kommt es häufig zu einer Änderung der Medikation. Die Therapieempfehlungen im „Entlassungsbrief“ sind Grundlage nach denen der Hausarzt über das weitere Vorgehen entscheidet. Vorliegende Studie untersucht wie häufig Medikamentenverschreibungen nach Krankenhausentlassung durch den Hausarzt beibehalten oder verändert werden. Identifiziert werden Gründe für Änderungen oder das Beibehalten der Medikation.

Methoden: Prospektive qualitative Studie mit Patienten einer internistischen Station. Analyse der Medikation im Entlassungsbrief einerseits sowie Feststellen der fortgeführten Medikation durch Interviews mit Patienten und deren Hausärzten andererseits.

Ergebnisse: Mit 34 Patienten und deren Hausärzte wurdenleitfragengestützte Interviews durchgeführt. Die am häufigsten verschriebene Medikamentengruppe waren Hemmstoffe des Renin-Angiotensinsystems mit den Wirkstoffen Enalapril und Captopril. In 60% der Verordnungen wurde auf Generika umgestellt. Unter der Gruppe der Betablocker verschrieben Krankenhausärzten sehr oft Belo ZOK® und Concor®. Diese substituierten Hausärzte zu 50% durch Generika. Diuretika wurden selten auf Generika umgestellt. Dosierung und Einnahmerhythmus wurden zumeist bei allen Medikamentengruppen durchgängig von der Entlassungsmedikation bis zur Einnahme des Patienten beibehalten. Antibiotika wurden entweder bereits in der Klinik oder vom Hausarzt abgesetzt. Marcumar® wurde in allen Fällen in Dosierung und Einnahmerhythmus durch Hausarzt und Patient nach Empfehlung aus dem Krankenhaus übernommen.

Diskussion: Nach Krankenhausentlassung kommt es zu Veränderungen in der Arzneimitteltherapie. Diese traten weniger häufig auf als angenommen und weisen große Unterschiede zwischen Wirkstoffgruppen auf. Dies mag daran liegen, dass die Daten vor Einführung der Rabattverträge erhoben wurden. Die Modifikation der Verordnungen beim Hausarzt wurde zumeist aus ökonomischen Überlegungen vorgenommen.

Literatur: 1. Taxis K, Schneeweiss S. Frequency and predictors of drug therapy interruptions after hospital discharge under physician drug budgets in Germany. Int J Clin Pharmacol Ther 2003;41(2):77-82.

2. Müller-Bühl U, Gerold C, Engeser P, Szecsenyi J. Changes in drug therapy following hospital discharge for patients in a general practice: A German incident study. J Public Health 2009;17(3):217-223.

3. Adl S, Weltermann BM, Kuching A, Martin C, Korbonits G, Hopp HW. Pharmakotherapeutische Transferproblematik von stationärer zu ambulanter Versorgung. Gesundheitswesen 2001;63(10):597-601.