Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A84
DOI: 10.1055/s-0032-1323247

Perspektiven der ambulanten ärztlichen Versorgung in den Kommunen der Region Hannover

S Gerdes 1, HB Behrends 1, B Specker 2, H Meissner 2
  • 1Fachbereich Gesundheit Region Hannover, Hannover
  • 2Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (Bezirksstelle Hannover), Hannover

Einleitung:

Die Erreichbarkeit von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten ist für die Lebensqualität der Bevölkerung, insbesondere von chronisch Kranken und Senioren, ein wichtiger Bestandteil. Seit geraumer Zeit ist insbesondere die Entwicklung der hausärztlichen Versorgungssituation in ländlichen Kommunen im Fokus der öffentlichen Diskussion (Koch et al. 2011, Rieser 2011, Schmitz 2011, Richter-Kuhlmann 2010, Pitzius 2010). In einigen Gebieten übersteigt die Nachfrage nach ärztlichen Leistungen das Angebot und altersbedingt ausscheidende Ärzte finden keinen Nachfolger. Die Untersuchung der Region Hannover stellt die haus- und fachärztlichen Versorgungsstrukturen in den 20 umliegende Städten und Gemeinden der Landeshauptstadt Hannover kleinräumig dar.

Methodik

Neben ausgewählten Merkmalen der jeweiligen Kommune wird die aktuelle ambulante ärztliche Versorgungslage dokumentiert. Die Daten wurden hausintern, bzw. vom Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen und der Bezirksstelle Hannover der KV Niedersachsen zur Verfügung gestellt.Für jede Kommune wird das Verhältnis der Einwohner zu Hausärzten, bzw. Vertragsärzten insgesamt dargestellt. Die Prognose für eine potenziell notwendige Nachbesetzung schließt die Gruppe der Haus- und Fachärzte ein, die aktuell älter als 59 Jahre sind.

Ergebnisse:

Bei den ausgewählten Facharztgruppen variiert der Nachbesetzungsbedarf innerhalb der nächsten 5 Jahre zwischen 11% (Neurologen) und 40% (Dermatologen). Schätzungsweise 85 Hausärzte der Region Hannover werden in diesem Zeitraum altersbedingt einen Nachfolger suchen. Im Durchschnitt liegt der Nachbesetzungsbedarf an Hausärzten in den Kommunen der Region bei 25%. Insbesondere in den Kommunen Ronnenberg (55%), Springe (40%) und Lehrte (38%) ist der potenzielle Nachbesetzungsbedarf erhöht.

Diskussion

Um genügend Ärzte für eine Niederlassung in ländlichen Gebieten zu gewinnen sind zukünftig individuelle und flexible Konzepte gefragt.

Literatur: Koch K, Miksch A, Schürmann C, Joos S, Sawicki PT: The german Health Care System in international comparison: the primary care physicians´perspective. Dtsch Arztebl Int 2011; 108 (15): 255-61. DOI: 10.3238/arztebl2011.0255

Pitzius O. Status quo der medizinischen Versorgung in Rheinland Pfalz. Kassenärztliche Vereinigung Rheinland Pfalz, 2010.

Richter-Kuhlmann E. Die Lücken werden größer. Arztzahlstudie von BÄK und KBV. Deutsches Ärzteblatt (107); Heft 36; 2010; 1670-1671.

Richter-Kuhlmann E. Berufsmonitoring Medizinstudierende: Jederzeit bereit, aber nicht überall. Deutsches Ärzteblatt (107); Heft 39; 2010; 1837- 1838.

Schmitz M: Mangelerscheinung. Ärztlicher nachwuchs fehlt. Niedersächsisches Ärzteblatt 2011; 83; 4; 35-37.

Rieser S: Hausärztliche Versorgung: Thüringen braucht dringend junge Ärztinnen und Ärzte. Deutsches Ärzteblatt (108); Heft 14; 8. April 2011; 610-613.