Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A50
DOI: 10.1055/s-0032-1323213

Osteoproaktiv – eine pharmakoepidemiologische Studie zur Versorgungsqualität von Osteoporosepatienten in Sachsen und Thüringen

G Degenhardt 1, L Goltz 1, U Maywald 2, W Kirch 1, C Schindler 1
  • 1Institut für Klinische Pharmakologie, TU Dresden, Dresden
  • 2AOK PLUS, Dresden

Osteoporose ist ein weltweites Gesundheitsproblem. Durch Frakturen und deren Folgen, belastet die Erkrankung Betroffene und das Gesundheitssystem. Die Versorgung von Osteoporosepatienten in Deutschland ist trotz der Existenz evidenzbasierter Leitlinien verbesserungsbedürftig. Ein Vertrag zur integrierten Versorgung (IV) stellt einen Ansatz für die Verbesserung der Versorgung dar und wurde erstmalig ab 2007 mit Versicherten der AOK PLUS getestet.Krankenkassendaten von 2455 Teilnehmern eines Vertrages zur integrierten Versorgung von Osteoporose (2186 ohne und 269 Fraktur im Jahr 2007) wurden über 3 Jahre erfasst und mit Daten von 2455 Teilnehmern der Regelversorgung (Vergleichsgruppe VG) im Hinblick auf Frakturinzidenzen und die Arzneimittelverordnung verglichen. In der Subgruppe der Patienten ohne Fraktur im Jahr 2007 traten in der IV-Gruppe 40% mehr distale Radiusfrakturen (38 vs. 27), 30% mehr Hüftfrakturen (62 vs. 48) und 36% mehr Wirbelkörperfrakturen (34 vs. 25) auf als in der Kontrollgruppe. In der Subgruppe der Patienten mit Fraktur im Jahr 2007 ereigneten sich in der IV-Gruppe 50% weniger distale Radiusfrakturen (3 vs. 6), 30% weniger Hüftfrakturen (9 vs. 13) und 100% mehr Wirbelkörperfrakturen (8 vs. 4) als in der Kontrollgruppe. Die Unterschiede der Frakturinzidenzen waren jedoch nicht statistisch signifikant. Die Untersuchung der Arzneimittelverordnungsdaten zeigte, dass den Teilnehmern des IV-Vertrages signifikant häufiger leitliniengerechte Medikation (Basistherapie mit Calcium/Vitamin D, Bisphosphonate, weitere Wirkstoffe) verordnet wurde, wobei IV-Patienten häufiger eine ausreichende Versorgung (Medication Posession Ratio >80%) erhielten. Trotz verbesserter medikamentöser Versorgung der IV-Patienten lässt sich bei länger zurückliegender Indexfraktur wissenschaftlich kein Benefit durch die Teilnahme am IV-Vertrag nachweisen. Eine Reduktion der Frakturrate kann nur bei Patienten mit einer Indexfraktur in der jüngeren Vergangenheit vermutet werden.