Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A38
DOI: 10.1055/s-0032-1323201

Transition – Wie erleben chronisch kranke Jugendliche ihre Gesundheitsversorgung im Übergang von der pädiatrischen in die Erwachsenenversorgung? – Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung

F Bomba 1, C Herrmann 2, U Thyen 1, S Schmidt 2
  • 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Lübeck
  • 2Universität Greifswald, Institut für Psychologie, Lehrstuhl Gesundheit und Prävention, Greifswald

Hintergrund: Der Übergang von kindzentrierten zu erwachsenenorientierten Versorgungssystemen ist für chronisch kranke Jugendliche oft unbefriedigend, da strukturierte Programme nicht flächendeckend eingeführt sind und die besonderen Bedürfnisse der Heranwachsenden die Transition erschweren [1]. Es stellt sich die Frage, wie Jugendliche selbst ihre Gesundheitsversorgung im Hinblick auf ihren erfolgten oder zukünftigen Übergang in die Erwachsenmedizin und ihr Erwachsenwerden mit der Erkrankung wahrnehmen. Methode: Es wurden 18 leitfadengestützte Interviews und Fokusgruppen mit Jugendlichen (N=28) mit Mukoviszidose, CED und Typ 1 Diabetes durchgeführt. Die Gespräche wurden, orientiert an qualitativer Inhaltsanalyse mit MAXQDA ausgewertet und in ein Kategoriensystem eingebettet. Ergebnisse: Die Jugendlichen äußerten sich zum Transfer, also dem Arztwechsel und zum eigenen Prozess des Erwachsenwerdens mit ihrer chronischen Krankheit und ihren Überlegungen zum Thema Selbstverantwortung und Autonomie. Es fällt auf, dass sie sich zwar als kompetent im Umgang mit ihrer Erkrankung wahrnehmen, aber Unterstützung in der krankheitsspezifischen Versorgung durch Eltern oder Pädiater oft noch benötigt wird. Zudem zeigen die Interviews, dass sich die Jugendlichen gedanklich nur wenig mit ihrem Transfer auseinandergesetzt haben bzw. diesen Schritt sogar bewusst hinauszögern. Umso wichtiger scheint es, diesen Prozess mit allen Beteiligten strukturiert zu planen, um Jugendliche zu befähigen, in der gesundheitlichen Versorgung mehr Eigenverantwortung zu übernehmen [2]. Schlussfolgerung: Die Interviews liefern einen Überblick über die Bedürfnisse von chronisch kranken Jugendlichen im Prozess der Transition. Aus dem qualitativen Material wird aktuell ein krankheitsübergreifendes Schulungsmodul zur Transition entwickelt, das im Rahmen einer evaluierten Intervention angeboten wird. Ziel ist ein verbessertes Selbstmanagement sowie die Stärkung der Autonomie der Jugendlichen.

Literatur: 1. Reincke M, Lehnert H. Transition in der Inneren Medizin - Patientenbetreuung beim Übergang vom Jugendalter zum Erwachsenen. Der Internist. 2009; 50(10): 1189-1193.

2. Lugasi T, Achille M, Stevenson M. Patients' perspective on factors that facilitate transition from child-centered to adult-centered health care: A theory integrated metasummary of quantitative and qualitative studies. Journal of Adolescent Health. 2011; 48(5): 429-440.