Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A31
DOI: 10.1055/s-0032-1323194

Multiple Sklerose (MS) in der ambulanten Versorgung: Prävalenz und immunmodulatorische Therapie

HH Bleß 1, S Behrendt 1, G Schiffhorst 1, A Höer 1
  • 1IGES Institut, Berlin, Deutschland

Hintergrund: MS ist die häufigste neurologische Erkrankung, die früh zu bleibenden Behinderungen führen kann. Trotz eines im Aufbau befindlichen MS-Registers ist der Kenntnisstand zur Häufigkeit und Versorgung der MS in Deutschland unzureichend. Vor diesem Hintergrund wurde auf Basis von Daten der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Bayerns die Prävalenz der MS sowie die immunmodulatorische Therapie in der ambulanten Versorgung untersucht.

Material und Methoden: Grundlage der retrospektiven Kohortenstudie waren pseudonymisierte Abrechnungsdaten der KV Bayerns für 1.4.2005–31.12.2009. Als an MS erkrankt wurden diejenigen Patienten angesehen, die mind. eine Diagnose der MS bei Neurologen/Nervenärzten/Psychiatern bzw. mind. eine Verordnung von Interferon beta–1a, Interferon beta–1b, Glatirameracetat oder Natalizumab 2005–2009 aufwiesen. Die Prävalenz wurde auf Deutschland hochgerechnet.

Ergebnisse: Die Zahl der MS-Patienten lag jährlich zwischen 12.800 und 18.200. Die für Deutschland hochgerechnete (ambulante) jährliche Prävalenz zeigt einen deutlichen Anstieg von 0,12% der Gesamtbevölkerung im Jahr 2005 auf 0,17% im Jahr 2009.Der Anteil der mit Immunmodulatoren versorgten MS-Patienten stieg 2005–2009 von 45,5% auf 50,5% an. Erwartungsgemäß war der Anteil der Patienten mit mind. einer Verordnung der berücksichtigten Immunmodulatoren bei der schubförmigen MS am größten und bei der primär bzw. bei der sekundär progedienten MS am niedrigsten. Diese Verordnungen erhielten die Patienten vorwiegend von Nervenärzten und Neurologen.

Schlussfolgerungen: Die Daten spiegeln einen Anstieg der MS-Prävalenz in der ambulanten Versorgung wider. Deutlich ist auch, dass die immunmodulatorische Therapie ganz wesentlich über erkrankungsrelevante Fachärzte erfolgt. Trotz zunehmend spezifischer Kodierung der MS-Diagnose von 2005–2009 ist der Anteil der ICD–10-Diagnose G35.9 (MS, nicht näher bezeichnet) mit über einem Drittel der MS-Patienten im Jahr 2009 nach wie vor hoch.

Literatur:

DGN (2012) Leitlinie zur Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose. http://www.dgn.org/images/stories/dgn/leitlinien/LL_MS_Neu/DGN-KKNMS_MS-LL_20120412_final.pdf.

Flachenecker, P. et al.(2008) Multiple-Sklerose-Register in Deutschland. Dtsch Arztebl, 105(7): p. 113-9.