Zahnmedizin und Medizin in der populationsbasierten Betrachtung

Die Zahnheilkunde ist Teil der Humanmedizin, zeichnet sich jedoch durch eine umfassende Zuständigkeit des Zahnarztes für den Mundraum von Prävention bis Restauration und Rehabilitation, von Diagnostik bis zu allen notwendigen Therapieverfahren aus. Das besondere Tätigkeitsprofil führte zu einer eigenen, fast vollständig ambulanten Organisation im deutschen Gesundheitssystem mit einem eigenen Abrechnungssystem und eigener Berufsvertretung. Zahnärzte sind für Erkrankungen zuständig, die im Reigen der Volkskrankheiten die höchsten Prävalenzen in der Bevölkerung aufweisen: Karies und Parodontopathien (Deutsche Mundgesundheitsstudien, SHIP). Gleichzeitig haben über Jahrzehnte hinweg systematische Bemühungen zu beachtlichen Erfolgen in der Prävention der Munderkrankungen geführt. Aus den epidemiologischen Daten des Forschungsverbundes Community Medicine sind Assoziationen bei Koinzidenzen und Risikokonstellationen der Munderkrankungen mit anderen häufigen Allgemeinerkrankungen augenfällig (Deutsche Mundgesundheitsstudien, Study of Health in Pomerania). So liegt es nahe, dass wechselseitig Erfahrungen und Strategien zur Prävention verstärkt zwischen Zahn- und Humanmedizin genutzt werden könnten. Auch wird der Mundbereich und die zahnärztliche Befundung als diagnostischer Zugang für die Verdachtsdiagnose von Allgemeinerkrankungen wenig genutzt. Relevant für die allgemeine Versorgung könnte sein, dass im Lebensbogen der Erwachsenen der Zahnarzt die Patienten oftmals früher als andere medizinische Disziplinen sieht. So stellt sich die Frage, ob nicht auch der Zahnarzt bei der frühen Identifikation und gezielten Überweisung von Allgemeinerkrankungen an den Arzt eine wichtige Rolle spielen sollte, um die Chance auf einen möglichst frühzeitigen Beginn von gezielten individuellen Präventionsmaßnahmen zu schaffen.

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