Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A5
DOI: 10.1055/s-0032-1323168

Menschen in Langzeitarbeitslosigkeit: Effekte eines Setting-basierten, partizipativen Angebots zur Gesundheitsförderung

P Angerer 1, M Heinmüller 2, H Limm 3, K Horns 2, K Seeger 2, H Gündel 3
  • 1Institut für Arbeitsmedizin und Sozialmedizin, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
  • 2Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Universität München, München
  • 3Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universität Ulm, Ulm

Problemstellung:

Langzeitarbeitslose Menschen leiden häufiger unter psychischen Erkrankungen. Es gibt nur wenige spezifische, wissenschaflich untersuchte Angebote zur Gesundheitsförderung. Das Forschungsvorhaben (Förderung: BMBF) hatte die Entwicklung eines Gesundheitskompetenztraining (GKT), basierend auf „Motivierender Gesprächsführung“ und partizipativen Gruppenaktivitäten, für verschiedene Settings der Arbeitsmarktförderung, und die Untersuchung von Umsetzung sowie Wirkung zum Ziel.

Methoden:

Intervention: In einer 3-tägigen Schulung wurden pädagogische Mitarbeiter der Fördermaßnahmen zum „Gesundheits-Coach“ qualifiziert; anschließend boten sie das GKT ihren arbeitslosen Kunden an und wurden dabei regelmäßig durch Fallbesprechungen unterstützt.Neben der formativen und summativen Prozessevaluation wurden die Effekte auf Teilnehmerebene durch eine kontrollierte Studie in sozialen Betrieben (München) und im JobCenter (Region Hannover) untersucht. Hauptzielparameter war die körperliche und psychische Funktionsfähigkeit (SF12), Nebenzielparameter Ängste und Depressivität (HADS).

Ergebnisse:

365 erwerbsfähige SGB II-Leistungsempfänger (44±11 Jahre, 58% Frauen) wurden eingeschlossen, 287 (79%) nahmen an dem Follow-up nach 3 Monaten, 148 (41%) an dem nach 1 Jahr teil. Davon hatten 47% erhöhte Werte für Ängste, 35% für Depressivität. Die Prozessevaluation zeigte eine gute Umsetzung des GKT, die Intervention wurde von Maßnahmenträgern, Gesundheits-Coaches wie auch den Studienteilnehmern durchwegs positiv bewertet.

Nach 3 Monaten fand sich in der Interventionsgruppe eine Verbesserung der körperlichen und psychischen Funktionsfähigkeit (SF12 Subskalen PCS und MCS) wie auch der Werte für Ängste und Depressivität, während sich in der Kontrollgruppe keine signifikanten Veränderungen nachweisen ließen. Die Effekte erwiesen sich auch nach 1 Jahr als stabil.

Schlussfolgerung:

Die Ergebnisse belegen Bedarf, Umsetzbarkeit, Akzeptanz sowie gesundheitsförderliche Effekte des GKT.

Literatur: Horns K, Seeger K, Heinmüller M, Limm H, Waldhoff HP, Salman R, Gündel H, Angerer P (2012)

Gesundheitskompetenztraining für Menschen in Langzeitarbeitslosigkeit - Auswirkungen auf die Motivation zu einem gesünderen Lebensstil

Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz, 55, 728-38.