Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13 - SE_12
DOI: 10.1055/s-0032-1323145

Leben mit weitem Blick: Erfahrungen, Erkenntnisse, Spiritualität in der Palliativmedizin

M Windsor 1, G Müller 2
  • 1SAPV, Berlin, Germany
  • 2Schmerzzentrum Rhein Main, Frankfurt, Germany

Der Mensch als Ganzes: Der Patient ist die entscheidende „Hauptperson“. Die ganzheitliche Sicht schließt die existentielle Dimension mit ein. Umfassende Schmerz- und Symptomkontrolle ist unentbehrlich. Sie erhöht die Lebensqualität und ermöglicht es dem Betroffenen, seine Lebenssituation klarer zu erfassen und neu zu ordnen.

Therapieentscheidungen: Es ist eine gemeinsame Entscheidung von Arzt und Patient, bis zu welcher Lebensphase, welche diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen durchzuführen sind. Die perönlcihen Erwartungen der Patienten sollten als Grundlage dienen. Die Wirkung therapeutischer Maßnahmen ist relativ und sehr verschieden.

Entscheidende Beziehungen: Das Vertrauensverhältnis Arzt-Patient ermöglicht gemeinsame Entscheidungen bezüglich Therapieoptionen und die Begleitung von Patient und Angehörigen. Von ebenso großer Bedeutung ist die Beziehung des Patienten zu Verwandten und Freunden. Nicht selten bedarf es einer Entwicklung in Richtung Versöhnung und „Loslassen“. Das Anerkennen einer spirituellen Dimension hilft, Zuversicht wachsen zu lassen und Frieden zu finden.

Interdisziplinäres Team: Die Zusammenarbeit von Ärzten, Pflegenden, Psychologen, Sozialarbeitern und Seelsorgern ist wichtig und überzeugend, sowohl im Hinblick auf die ganzheitliche und kompetente Versorgung der Patienten, als auch auf die gegenseitige Unterstützung der Teammitglieder zur Vermeidung von burn outs. Wie geh ich selbst mit Leid um?

Sterben: Sterben ist stets eine individuelle Erfahrung. Die Krankheitsentwicklung ist auch bei gleicher Diagnose sehr unterschiedlich. Es gibt keine Standardverläufe. Je näher der Tod, desto mehr tritt die Medizin in den Hintergrund. Andere Faktoren bestimmen den Zeitpunkt des Todes. Die Seele entscheidet wohl, wann der Mensch stirbt. Die Seele braucht Beziehung. Ein ruhiges begleitendes Dabeisein ist mehr Hilfe als medizinische Aktivität.