Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13 - SE_11
DOI: 10.1055/s-0032-1323144

Entscheidungen über die Begrenzung medizinischer Maßnahmen bei Krebserkrankungen: eine systematische Übersichtsarbeit

J Schildmann 1, P Beiderwellen 1, A Baumann 1, S Salloch 1, J Vollmann 2
  • 1Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin, Ruhr-Universität Bochum, NRW-Nachwuchsforschergruppe: „Medizinethik am Lebensende: Norm und Empirie”, Bochum, Germany
  • 2Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin, Ruhr-Universität, Bochum, Germany

Fragestellung: Empirische Untersuchungen zeigen bezüglich der Durchführung beziehungsweise Begrenzung medizinischer Maßnahmen in der letzten Lebensphase eine erhebliche Variation, die nicht anhand medizinischer Kriterien oder unterschiedliche Patientenpräferenzen erklärt werden können. Gegenstand dieser Untersuchung ist die systematische Auswertung empirischer Forschung zu Variablen, die mit Entscheidungen über eine Behandlungsbegrenzung bei Krebserkrankungen assoziiert sind.

Methodik: Ausgehend von der Forschungsfrage „Welche Variablen sind mit Entscheidungen über die Begrenzung medizinischer Maßnahmen in der letzten Lebensphase bei an Krebs erkrankten Patienten assoziiert“ wurde eine systematische Literaturrecherche in den Datenbanken PubMed, Embase, Cinahl, PsycInfo, Assia, Current Contents Medicine, Belit and Euroethics durchgeführt. Die Relevanz- und Qualitätsprüfung erfolgte durch zwei Autoren. Die Datenanalyse erfolgte getrennt für qualitative und quantitative Studien.

Ergebnis: Es wurden 31 relevante Artikel, davon 7 qualitative und 24 quantitative Studien identifiziert. Die Auswertung zeigt, dass die Mehrheit der ausgewählten Arbeiten Patienten assozierte Faktoren (u.a. Alter oder Gesundheitszustand) untersucht. Allerdings deuten vereinzelte, insbesondere qualitativen Untersuchungen auf den Stellenwert von ärztliche Werthaltungen und Prioritäten (z.B. Nutzen-Schadensabwägungen, Wahrnehmung der Lebenssituation des Patienten) für Entscheidungen über die Durchführung beziehungsweise Begrenzung medizinischer Maßnahmen hin.

Schlussfolgerung: Aus medizinethischer Perspektive müssen insbesondere mögliche werterelevante Kriterien im Rahmen der ärztlichen Indikationsstellung am Lebensende kritisch reflektiert und im Rahmen der Entscheidungsfindung in der Arzt-Patient-Beziehung transparent gemacht werden.