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DOI: 10.1055/s-0032-1323135
Ethische Fragestellungen in der Palliativmedizin (PM) – eine qualitative Beobachtungsstudie
Hintergrund: Unsicherheit im Umgang mit ethischen Kontroversen in der PM belastet gleichermaßen Patienten, Angehörige und Behandelnde. Zielsetzung dieser Studie ist die Identifikation, Analyse und Evaluation relevanter ethischer Fragestellungen im Stationsalltag der Palliativversorgung.
Methoden: Die qualitative Studie basiert auf einer offenen teilnehmenden Beobachtung auf der Palliativstation einer deutschen Universitätsklinik. Während der Beobachtung von März bis April 2011 wurden 17 der 22 stationär versorgten Patienten in die Studie eingeschlossen. Ergänzt wurde die Studienpopulation durch 22 Mitglieder des multiprofessionellen Teams. Die Auswertung der erhobenen Daten erfolgte in Form einer qualitativen Inhaltsanalyse mithilfe des Softwareprogramms MAXQDA durch induktive Kategorienbildung. Für eine Interraterrealibilität wurden die definierten Kategorien durch einen zweiten unabhängigen Wissenschaftler revidiert.
Ergebnisse: Die Analyse der 296 Beobachtungssequenzen ergab 589 Codes mit ethischer Relevanz, die in 5 Hauptkategorien geclustert wurden: Behandlung am Lebensende (48%), darunter Therapieentscheidung (83%) und supportive Therapie (17%); Kommunikation (18%) einschließlich Aufklärung (54%), Entscheidungsfähigkeit (39%), Schweigepflicht (5%), Tabuthemen (3%); Patientenautonomie (17%) mit Diskrepanz Patientenwohl/-wunsch (51%), Einstellung zur Therapie (26%), Todeswunsch (13%), Patientenverfügung (10%); Pflege und Betreuung (14%) beinhaltet Umgang mit schwierigen Angehörigen (35%), familiäre Dilemmasituation (34%), Pflegerestriktion (25%), Spiritualität (4%), kulturelle Unterschiede (2%); Ressourcenallokation (3%) einschließlich monetärer (72%) und nicht-monetärer Aspekte (28%).
Schlussfolgerung: Durch Sensibilisierung für Problemfelder mit ethischer Relevanz in der PM wird die Erarbeitung von Leitlinien für einen sicheren Orientierungsrahmen für die klinische Praxis möglich und letztlich die Qualität der Patientenversorgung verbessert.