Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13 - QB_7
DOI: 10.1055/s-0032-1323111

Ambulante Palliativmedizin – Konzept der Roten Mappe

B Behringer 1, 2, D Behringer 3, B Claßen 2, K Blum 2
  • 1Praxis am Heerbusch, Allgemeinmedizin und Palliativmedizin, Bochum, Germany
  • 2Palliativnetz Bochum e.V., Bochum, Germany
  • 3Augusta Kliniken, Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin, Bochum, Germany

Einleitung: Das Palliativnetz Bochum wurde 2005 gegründet. Mit zunehmender Patientenzahl und multidisziplinärer Versorgung der Palliativpatienten entstand die Notwendigkeit eines gemeinsamen Kommunikationsmittels am Bett des Patienten.

Material und Methoden: Entwickelt wurde die Rote Mappe des Palliativnetzes Bochum. Sie ist ein für alle Beteiligten transparentes Verlaufsdokument in der Wohnung des Patienten mit schriftlicher Anleitung zur Symptomkontrolle. Sie hat Signalfunktion auch für den Rettungsdienst und ist mit der Palliativnotrufnummer beschriftet. Die Mappe enthält Arztbriefe, Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten. Sie dient als Informationsmedium vor allem für stationäre Einrichtungen und Seniorenheime zur Verbesserung der Schnittstellenproblematik.

Ergebnis: Wir gehen davon aus, dass sich durch die Entwicklung der Roten Mappe die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Netzpartner verbessert hat. Die Zahl der Palliativpatienten hat zugenommen und die Hospizdienste verzeichnen zunehmende Begleitungen im Palliativnetz Bochum. 2008 wurden 331 Patienten im Palliativnetz Bochum neu aufgenommen, 2011 waren es 881 neue Palliativpatienten. Die Rote Mappe hat Signalfunktion für die Feuerwehr, die sich in unklaren Fällen unverzüglich über die Notrufnummer des Palliativnetzes Informationen beschaffen kann und so die Möglichkeit hat, unnötige Krankenhauseinweisungen zu vermeiden. Seit Bestehen der Roten Mappe bietet das Palliativnetz den Rettungssanitätern und Notärzten gezielte Fortbildungen diesbezüglich an.

Diskussion: Die Rote Mappe hat die Betreuung von Palliativpatienten zuhause erleichtert. 2011 verstarben 38 Prozent der Patienten zuhause, 26 Prozent im Seniorenheim, 4 Prozent in der Kurzzeitpflege, 22 Prozent im Hospiz und nur 10 Prozent im Krankenhaus. Die Überleitung von Patienten aus dem Krankenhaus nach Hause wurde leichter und die Fallzahlen stiegen.