Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13 - PS_9
DOI: 10.1055/s-0032-1323102

Problematik der Umsetzung der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) im ländlichen Raum Rheinhessens und Bad Kreuznachs

AJ Melsbach 1, 2, J Hardt 3
  • 1St. Marien-Hospital, Klinik für Geriatrie, Köln, Germany
  • 2Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Lehrbereich Allgemeinmedizin, Mainz, Germany
  • 3Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität, Lehrbereich Allgemeinmedizin, Mainz, Germany

Fragestellung: Die Priorität in der Sterbebegleitung „ambulant vor stationär“ wurde spätestens mit Regelung der SAPV durch die Einführung in das SGB V anerkannt. Eine Umfrage erfasst Erfahrungen von Ärzten im Umgang mit ihren Palliativpatienten und ihre Bereitschaft, in der SAPV mitzuwirken. Sie soll eine Einschätzung vorhandener Rahmenbedingungen hinsichtlich der Realisierung der SAPV und Hinweise auf die Problematik der Umsetzung widergeben.

Methode: Es erfolgte eine Umfrage im ländlichen Raum Rheinhessens und Bad Kreuznachs mittels standardisierten Fragebögen unter 30 Hausärzten (Gruppe I) und 18 niedergelassenen Palliativmedizinern (Gruppe II).

Ergebnis: Gruppe I: 53,3% der Ärzte sind über die SAPV informiert. Sie betreuten in dem Jahr vor Beginn der Umfrage durchschnittlich 2,1 Patienten, die eine spezialisierte Palliativversorgung (SPV) benötigten. 50% der Ärzte bestätigen eine Zusammenarbeit mit einer palliativmedizinischen Struktur. 70% pflegen beruflichen Kontakt zu einem Palliativmediziner. Gruppe II: Alle Ärzte sind über SAPV informiert, 94,4% können sich eine Mitarbeit in den nächsten 6 Monaten vorstellen. Sie betreuten in dem Jahr vor Beginn der Umfrage durchschnittlich 18,9 Palliativpatienten und 9,1 Patienten, die eine SPV benötigten. Lediglich 33,3% versorgten 25 oder mehr Palliativpatienten.

Fazit: Fast die Hälfte der Gruppe I haben Informationsdefizite hinsichtlich der SAPV, obwohl ihnen die Aufgabe der Verordnung der Leistungen zukommt. Die Zusammenarbeit mit Leistungserbringern der SPV ist häufig gegeben, leidet allerdings regional an Strukturmangel. Gruppe II ist ausreichend über die SAPV informiert und zeigt ein hohes Engagement im Aufbau der Versorgungsstruktur. Der Nachweis der SAPV-erbringenden Ärzte über eine Erfahrung aus der ambulanten palliativen Behandlung von mindestens 75 Patienten in drei Jahren ist hinsichtlich einer raschen Umsetzung der SAPV in diesem Raum als unrealistisch zu sehen und zeigt den Bedarf an Übergangslösungen an.