Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13 - KT_16
DOI: 10.1055/s-0032-1323017

Akzeptanz und Präferenz von sechs verschiedenen Medikamentenapplikationsformen bei einer Atemnotattacke – eine Vergleichsstudie zwischen Deutschland und Großbritannien

AM Niemand 1, C Bausewein 2, 3, R Voltz 1, I Higginson 2, C Scheve 3, ST Simon 1, 2, 3
  • 1Universitätsklinik Köln, Zentrum für Palliativmedizin und Klinisches Studienzentrum (BMBF 01KN1106), Köln, Germany
  • 2King's College London, Cicely Saunders Institute, Department of Palliative Care, Policy and Rehabilitation, London, United Kingdom
  • 3Institut für Palliative Care (ipac) e.V. (BMBF 16KT0951), Oldenburg, Germany

Fragestellung: Opioide sind die Medikamente der Wahl in der Therapie der Atemnot. Bei Atemnotattacken ist allerdings ein schneller Wirkungseintritt notwendig, der für Fentanyle in der Schmerztherapie nachgewiesen ist. Unklar ist bisher, wie Patienten die verschiedenen Applikationsformen hinsichtlich Akzeptanz beurteilen.

Methodik: Das Ziel dieser Studie ist die Ermittlung der Akzeptanz, der Erfahrung und der Präferenz von unterschiedlichen Medikamentenapplikationsformen bei Patienten, die an einer lebenslimitierenden Krankheit (Lungenkarzinom (LC), Chronische Obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Herzinsuffizienz (CHF) und Amyothrophe Lateralsklerose (MND)) und Atemnotattacken leiden. In Deutschland und Großbritannien (UK) wurden ambulante und stationäre Patienten rekrutiert und ein strukturiertes, persönliches und bildgestütztes Interview zu den Applikationsformen (Oral, Inhalativ, Sublingual, Intranasal, Bukkal, Transmukosal) durchgeführt.

Ergebnis: 119 Patienten (UK n=48, Dt. n=71) wurden befragt; davon 60% Männer, Durchschnittsalter 67,7 Jahre (SD 9,9), 50% mit COPD. Inhalieren ist die am besten akzeptierte Form (87%), gefolgt von Sublingual (46%) und Intranasal (42%). Oral ist am wenigsten akzeptiert (24%) und präferiert (9%), obwohl fast alle Patienten mit dieser Applikation Erfahrung haben (98%). Die Ergebnisse sind in beiden Ländern ähnlich. Unterschiede gibt es für die Präferenz von Sublingual (UK>Dt.) und Intranasal (Dt.>UK). Insgesamt sind alle Applikationsformen für die Patienten aus UK eher akzeptabel.

Schlussfolgerung: In beiden Ländern ist Inhalieren die am meisten akzeptierte und bevorzugte Applikationsform für Patienten mit Atemnotattacken und Oral die am wenigsten annehmbare Form. Allerdings scheint keine Applikation für alle Patienten geeignet zu sein. Deshalb muss die individuelle Präferenz des Patienten ermittelt werden, um Compliance und Komfort der Therapie zu verbessern.