Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13 - KT_15
DOI: 10.1055/s-0032-1323016

Zeichen und Symptome in der Sterbephase – Besonderheiten bei Patienten mit hochmalignen Hirntumoren

S Allmendinger 1, S Lorenzl 1
  • 1Klinikum der Universität München (LMU), Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin, München, Germany

Hintergrund: Beim Einsatz des LCP (Liverpool Care Pathway), rücken die körperlichen Vorgänge in den letzten Stunden und Tage im Leben eines Menschen in den Fokus der Betrachtung. In dieser Studie wurde erforscht, ob Patienten mit hochmalignen hirneigenen Tumoren (high-grade gliomas, HGG) in der Sterbephase spezifische Symptome entwickeln.

Methodik: Es handelt sich bei dieser Untersuchung um eine retrospektive Analyse der Daten aller Hirntumorpatienten der Palliativstation des Klinikums Großhadern im Zeitraum von Januar bis September 2011. In Vorbereitung der Aktensichtung wurde ein Raster erarbeitet, um folgende Schwerpunkte zu analysieren: (1) Symptome, die auf eine nahende oder schon eingetretene Sterbephase hinweisen, (2) Symptome, die spezifisch im Verlauf einer HGG Erkrankung auftreten, (3) die Symptomlast der Patienten, (4) Hinweise auf die Belastung der Angehörigen und des Behandlungsteams. Klinische Erfahrung, Vorgaben des LCP sowie Erkenntnisse aus aktuellen Studien bilden die Grundlage dieser Analyse.

Ergebnisse: Es wurden 14 Fälle ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass sogar für ein erfahrenes Palliativteam schwierig ist, die Sterbephase bei Hirntumorpatienten zu erkennen. Vigilanzschwankungen, Kommunikationsprobleme und Atemregulationsstörungen sind häufig und erschweren die Diagnostik. Trotzdem wurde in über 90% der Fälle eine gute bis sehr gute Symptomkontrolle erreicht und ein „gutes Sterben“ ermöglicht. Fieber oder subfebrile Temperaturerhöhung traten bei 85% (n=12) der Patienten kurz vor dem Lebensende auf – das „zentrale Fieber“ könnte ein spezifisches Symptom sein, das in dieser Patientenpopulation auf ein baldiges Sterben hinweist.

Schlussfolgerung: Für das Erkennen und Diagnostizieren der Sterbephase zeigen sich bei Patienten mit hochmalignen Hirntumoren wichtige Besonderheiten. Bei der Erforschung von Symptomen am Lebensende sollten diese unbedingt berücksichtigt werden um die Behandlungsqualität im Bereich der End-of-life-care weiter zu verbessern.